Saturday 27 July 2019

Gedanken zum Durchstieg - Exen clippen

Diskussionen in Bezug auf Kletterethik finden ja laufend statt und es gibt sie zu den unterschiedlichsten Themen. Ob es um die Verwendung von Magnesium, um das Vorclippen von Bolts oder um das chippen von Routen geht. Jeder hat so seine Meinung. Im besten Fall versucht man diese subjektive Meinung durch schlagkräftige Argumente zu untermauern, um sie so gegen gegenteilige Ansichten zu behaupten.

Ein Thema, das sicherlich nicht so stark im Fokus steht wie etwa das preclippen von Bolts, aber das mich dennoch schon beschäftigt hat, ist jenes, zu welchem Zeitpunkt man eine Route als durchstiegen werten kann.
Nun mag man vielleicht vorschnell behaupten: "Na, eh klar, wenn ich sie in einem Zug bis zum Top geklettert bin". So weit so gut, aber was ist das Top? Ist es der Topgriff der gehalten werden muss, oder muss auch wirklich das Seil in der Umlenkung sein?

Klettern ist ein Kraftsport, der neben der puren Körperkraft auch einiges an Technik insbesondere Bewegungsgefühl vom Durchstiegsaspiranten abverlangt. Zu guter Letzt kommt auch noch die psychische Komponente hinzu. Zu stürzen ist kein von Natur aus angenehmes Gefühl, da es in der Regel mit Verletzungen oder schlimmstenfalls mit dem Tod verbunden wäre. Nun, zum Glück gibt es Seile! Trotzdem geht es vielen von uns so, dass man nach Möglichkeit lieber weniger weit über dem Haken steht, Bolt hin oder her.

Der Charakter und die Schwierigkeit einer Linie wird in erster Linie durch die Felsstruktur vorgegeben. Eine gewisse Möglichkeit auf den Charakter einzugreifen hat der Erschließer durch die Auswahl der Bolt-Placements. Ob man auf 20 Klettermeter 4 oder 11 Bolts setzt, vermag den Charakter einer Route deutlich zu verändern; dies in erster Linie durch Beeinflussung der psychischen Komponente, die sich aber natürlich auch auf den Körper durchschlägt. Nicht umsonst meinte schon Güllich, dass das Gehirn der wichtigste Muskel beim Klettern ist.

Aber zurück zur Sache, denn der Punkt auf den ich letztendlich hinaus will liegt noch (weit) um die Ecke; wir nähern uns aber langsam, wenn auch von hinten.
Beim Sportklettern geht es abseits dieser Beeinflussbarkeit der psychischen Komponente in erster Linie darum, die technischen und kraftmäßigen Schwierigkeiten einer Route zu meistern. Die Haken dienen nicht als Fortbewegungsmittel, sondern lediglich zur Sicherung, egal welchen Abstand sie haben mögen (mal abgesehen von den sog. "Auscheckbolts").

Mich persönlich zipft es immer ziemlich an, wenn in einer Tour eine Clipposition die Crux bildet, denn ich will harte Züge meistern und nicht härtestens das Seil aufziehen. Klar, oft lässt es sich nicht vermeiden. Ist auch gar kein Vorwurf; ärgerlich bleibt es dennoch!

Wenn es aber beim Klettern ums Klettern geht (no na ned) und nicht ums Clippen, dann ergibt sich für mich daraus, dass eine Sportkletterroute - analog zum Bouldern - dann als gemeistert gelten muss, wenn man den Topgriff entsprechend lange gehalten hat (2-3 Sekunden; zweite Hand dazu) und nicht erst wenn das Seil in der Umlenkung ist. (Natürlich muss es aber auch wirklich ein guter Clippgriff sein und nicht die Mikroleiste 3 Züge davor, von der man mit Ach und Krach und ganz viel Bauchweh eventuell auch das Top clippen könnte!).

Dies erscheint umso logischer, wenn man sich die (un)logischen Folgen vor Augen führt, wenn dem nicht so wäre. Angenommen man hat in einer Tour einen Bolt, der einem schwer zu clippen fällt und bei dem man sich - da keine Grounder-Gefahr besteht - dazu entschließt, diesen einfach auszulassen. Wenn man dem "Seil im Umlenker" Lager angehört, würde es nun schwer fallen, dies als Durchstieg zu werten und das obwohl alle Züge sturzfrei in einem Zug bewältigt wurden. Dies deshalb, weil man nicht die vollen Schwierigkeiten der Route bewältigt hat, sondern nur die kletterspezifischen! Was für's Top gilt, muss auch für jede ander Stelle der Route gelten und umgekehrt!

Überspitzt formuliert könnte diesfalls der Erschließer den Charakter (in diesem Fall die Schwierigkeit!) einer Route je nach Belieben durch blöde oder übermäßige Bolt-Placements verändern. Dies kann aber wohl nicht Sinn und Zweck der Sache sein! Es würde wohl auch niemand auf die Idee kommen in einer normalen 15m Route beispielsweise 15 Bolts zu clippen, selbst wenn sie vorhanden wären. Generell gibt die Natur (der Fels) beim Outdoor-Klettern die Schwierigkeit vor. Eingriffe - welcher Art auch immer - sollten möglichst vermieden bzw. gering gehalten werden.

Schlussendlich macht das Ganze auch dahingehend Sinn, dass wie gesagt das Klettern auch eine psychische Komponente aufweist. Wenn der Erschließer ein Angsthase ist (wie ich :-P) und lieber ein zwei Bolts mehr bohrt als unbedingt nötig, wieso sollten diese dann jemandem aufgezwungen werden, der diese nicht als psychische Stütze braucht?!

Im Endeffekt hat wie bei allen ethischen Themen jeder für sich selbst zu entscheiden, wie er dazu steht und was für einen akzeptabel erscheint. Dennoch versuche ich Dinge nicht nur rein subjektiv sondern auch von einer logischen Seite durch- und fertigzudenken und meine daraus gezogenen Schlüsse der Community mittels der einen oder anderen Anregung mit auf den Weg zu geben
--> kurzum ich wollt halt auch wieder mal meinen Senf zu etwas abgeben! =)
Have fun!






Sunday 14 July 2019

Projekte 2019 - Teil II: Die Schöne und das Biest, 8a+/b (Sommerresidenz)

Nachdem ich nun ja schon lange nichts mehr von mir hören hab lassen, zumindest hier auf meinem Blog, ist es an der Zeit mein derzeitiges (Haupt-)Projekt ein wenig ins Rampenlicht zu holen.
An sich wollte ich mir heuer im Sommer zunächst schnell die Route Sommerresidenz (7c+/8a), welche ich voriges Jahr recht intensiv probiert hatte, abholen, aber irgendwie hat mich das Ausdauerklettern heuer nicht sonderlich gelustet und so ging das neuerliche Auschecken von Anfang weg etwas halbherzig von der Hand.

Aufgrund der mangelnden Motivation beschloss ich daher kurzerhand mein zweites angedachtes Projekt an der Sommerresidenz vorzuziehen: den Sinter! Hierbei handelt es sich eindeutig um die Kingline an diesem Spot, wobei der Sinter selbst allerdings leider nur die ersten 10m der Route vorhanden ist. Aber auch die Kletterei danach ist von bester Güte und insgesamt kommt man dann doch auf rund 25m Höhe. Hm, wie war das gerade eben mit dem "das Ausdauerklettern wieder ruhen lassen"?

Nun, der Clou an der Sache ist, ich will vorerst eigentlich nur den Sinter selbst bezwingen und da sich danach der Charakter der Route komplett ändert, würde ich am Ende des Sinters einen Zwischenumlenker platzieren.
Für die Gesamtlinie, deren Schwierigkeit sich im Übrigen wohl im Bereich 8b+ belaufen wird, fehlt derzeit auch noch ein "Verlinkungsbolt"; vielleicht ein schönes Projekt für den nächsten Sommer, oder für den Herbst. Mal sehen!

Aber nun zur  Route: Der ober Part (grün) geht schon gut, in türkis der Cruxpart, wobei der eigentliche Schlüsselszug zum und vom oberen roten Kreis weg ist...den mittleren roten Kreis auf Exen-Höhe benötigt man (nun) gar nicht.

Die Schöne und das Biest, 8a+/b (Sommerresidenz)

=) Geklettert! 4. September 2019