Saturday 4 July 2015

Atheist (8a); der wichtige Befreiungsschlag!

Der Mai begann wie gesagt damit, dass ich endlich wieder normal klettern konnte. Zudem war ein Freund aus Polen bei mir zu Besuch und so kam ich ganz schön herum in den heimischen Gebieten. Ok, soviel dann auch wieder nicht, aber immerhin ein paar verschiedene Gebiete konnte ich ihm zeigen.
Weil eines der Top-Gebiete bei uns nun einmal die Hintere Arena ist, führte unser Weg auch dorthin, obwohl ich bis dato kein wirklicher Fan von ihr war, keine Ahnung wieso!
Am dritten Arena-Tag, ich war immer nur zum Sichern mitgekommen, wurde es mir zum Schluss dann doch ein wenig zu fad und mir kam die Idee, dass ich mir doch mal "Vagina diaboli" ansehen könnte, war ich doch nach den Stalker-Erlebnissen wieder frei auch mal eine andere potentielle erste 8b zu probieren.
Gesagt getan. Leider hatte ich aber nur meine "Notfall-Patschen" alias La Sportiva Mythos mit in Mixnitz und auf den kleinen Tritten war das in dem Grad dann gar nicht mal soo geil. :-P
Dennoch, die Züge bis zum 5. Bolt hatten es mir angetan und so verbrachte ich die nächsten 3 Wochen hauptsächlich mit dem Auschecken dieser Route bzw auch schon ersten Versuchen. Mein bester ging dabei bis einen Zug vor den Raster (an den Untergriffen). Dann wurde es aber konstant wärmer und schwüler und der Spaß und auch die Steigerung ging verloren, weshalb ich mich wieder von "Vagina" abwandte, um sie dann erst im Herbst erneut zu probieren.
Natürlich würde es die eine oder andere kühlere Phase auch im Sommer geben, aber das ist mir einfach zu unsicher denn diese Phasen wären wohl zu kurz für eine Durchstieg und im Endeffekt wäre ich wahrscheinlich nur demotiviert.

Deshalb verlagerte sich mein Interesse schließlich hin zur Lurgrotte, genauer zu einem Projekt, welches ich schon im Vorjahr zu bohren begonnen hatte. Die Gesamtlinie hat ca 45 Klettermeter!!! Mit einem 80er Seil geht es sich mit der Seildehnung gut aus!
Die Schlüsselstelle hatte ich beim Einbohren aber eher im unteren Teil der Route vermutet und es war auch tatsächlich sehr schwer. So beschränkte ich mich vorerst einmal darauf den untern Teil zu klettern; ein Zwischenumlenker war ohnehin geplant, auch um die Gesamtlänge mit einem 70er Seil klettern zu können.

Die Züge waren durchwegs nicht easy, ziemlich pressig alles in allem und es zeichnete sich eine Ausdauerroute ab, da die Rastpunkte eher bescheiden ausfielen und die Crux kurz vorm Schluss kommt, man sie also schon ein wenig angeschlagen klettert.
Was mir zu echten Versuchen noch fehlte waren aber zwei Clippositionen.
Als ich dann vor etwa zwei Wochen einen neuen Highpoint erreichte und mein Versuch letzlich deswegen ein Ende fand, weil ich nicht wusste wie/wo ich am besten clippen sollte, nahm ich mich auch diesen Problems an und war, als sich alles zu meiner Zufriedenheit aufgelöst hatte, sehr zuversichtlich das ich sie schon bald "kassieren" könnte.

Nun, die Versuche wurden wirklich besser und beim nächsten Besuch kletterte ich bereits bis zur Crux. Nun trat aber ein anderes Problem auf. War es die letzten Tage angenehm kühl gewesen mit Temperaturen um 15-20°C in Semriach, so zeigte die Prognose nun in Richtung Hitzewelle.
Dabei brauchte ich nicht allzu viel Fantasie um zu erraten dass sich die Crux-Minileisten bei 25° und mehr nicht unbedingt leichter halten lassen würden und so wuchs neben der Zuganzahl die ich rotpunkt klettern konnte auch die Sorge, dass der Durchstieg bald doch wieder in weite Ferne rücken könnte.

Umso bitterer war es deshalb, als ich an meinem letzten geplanten Lurgrotten-Tag gleich dreimal hintereinander beim letzten schweren Zug herausfiel. Hätte ich den Zielgriff gehalten wärs wohl vorüber gewesen, aber ich konnte die rechte Leiste mangels Grip einfach nicht mehr "zumachen" und daher keine gescheite Aufwärtsbewegung einleiten. Also Abflug!
Völlig demotiviert verließ ich den Ort des Geschehens und nur sehr widerwillig kehrte ich am nächsten Tag abermals zurück. Eigentlich wäre ich lieber Bouldern gegangen, um mal wieder was maximalkräftiges zu trainieren und etwas Abstand vom Projekt zu gewinnen, aber ich hatte schon ein paar Tage davor mit zwei Freunden ausgemacht, dass wir Lurgrotte schauen und so kam ich gezwungenermaßen nochmals zurück.

Zwar mit dem Glauben das es gehen könnte, aber auch dem spürbaren Fakt dass es sehr heiß war stieg ich ein.
Ich hatte mir zuvor vorgenommen ein kleines Detail meiner Durchstiegstaktik zu ändern; und zwar wollte ich versuchen direkt vor der Crux, dort wo man normalerweise den vorletzten Bolt hängt, kurz nochmal meine rechte Hand zu chalken, um dan eventuell den nötigen Grip auf der Leiste zu haben, von der ich tags zuvor 3 mal abgegangen war.

Ich klettere vom Raster los und es läuft gut; nicht übermäßig gut aber gut. Als ich an besagter Stelle ankomme fühle ich mich fitter als bei den letzten Versuchen.
Dennoch, das Chalken bleibt eine absolute Wackelaktion und beinahe gehe ich ab. Beinahe! Aber es geht weiter und schließlich bin ich wieder bei meiner "Crux-Leiste". Ich kann sie zwar auch an diesem Tag nicht so zuknallen, wie normalerweise, wenn ich aus dem Seil sitzend hinkomme, aber es reicht dennoch für den nächsten Zug. Dann noch ein leichterer Zug und zweimal die Füße hoch anstellen, kurz das Ronout genießen.... - NICHT! :) - und ich clippe den letzten Bolt.
Mich trennen nur noch 4 Züge vom Umlenker. Nur nichts verhauen!
Mach ich auch nicht und kurz darauf hab ich's hinter mir! Geil!

Ein Jahr hat es gebraucht dass ich mal wieder ein Projekt durchsteigen konnte, ein volles Jahr! Das letzte war mir am selben Spot, am 9. Juli 2014 geglückt und trägt den Namen "Freigeist gone wild".
So gesehen war dieser 3. Juli 2015 ein denkwürdiger Tag für mich und ich hoffe das der "Fluch" nun endlich gebrochen ist.
Direkt nach dem Durchstieg...
(Ich hab vor noch ein Foto-Session zu machen um coole Bilder hochladen zu können, sorry dass es derzeit nur dieses unspektakuläre gibt.)

Die Route heißt "Atheist", auch deshalb weil ich den Glauben an meine Religion "Klettern" schon verloren geglaubt habe. Ich denke 8a sollte für sie gut passen, aber ihr wisst ja eh wie das so ist mit den Graden.
Im Endeffekt sollte es mir ja eigentlich ziemlich egal sein, aber ich bin ehrlich: es ist mir trotzdem wichtig. :-)

So, und jetzt dann mal Kurzurlaub im Frankenjura!!! ;-)
C ya

(M)ein "Lebensretter" namens Antihydral

Es ist schwer all die Ereignisse und Erlebnisse der letzten Monate zu Papier zu bringen.
Ich versuch es einfach trotzdem mal.

Die Zeit nach der "Engage-Extension" war vorerst von selber Prägung wie mein Mallorca-Aufenthalt...scheiß Haut, deshalb keine Chancen in etwaigen Projekten, deshalb Demotivation, ja sogar Frustration die sich in mir breit machte, bzw eh schon längst breit gemacht hatte.

Die alte Leier mit der kaputten Haut, daueraktuell seit Mitte September 2014, sollte mich noch etwas länger beschäftigen. Die Tape-Variante, die ich in meinem letzten Post beschrieben habe bot zwar kurz ein wenig Abhilfe und war sicherlich von entscheidender Wichtigkeit für meinen "Engage"-Durchstieg, aber halt leider dennoch nur eine Zwischenlösung.

Abermals versuchte ich es mit einer Pause, glaubte ich doch diesmal endlich wirklich den "heiligen Gral" für die Rückkehr zu normaler Haut gefunden zu haben.
Meine durchaus schlüssige These: Ich hatte nach den vorangegangenen Pausen immer viel zu zeitig mit dem harten Klettern begonnen, so dass sich keine Hornhaut bilden konnte, sondern nur die extremst weiche "Babyhaut", die man nach 2 Wochen Pause nun mal zwangsläufig hat, abgeschabt wurde.
Deshalb verschrieb ich mir diesmal nach der eigentlichen und kompletten Kletterpause noch eine "Schonzeit" in der es ebenfalls nicht ums Trainieren gehen sollte, sondern die lediglich dazu da sein sollte mir die nötige Hornhaut aufzubauen, um dann wieder vollgas geben zu können und das leidige Problem ENDGÜLTIG beseitigt zu haben.

Wie sich aus meiner Wortwahl erahnen lässt, blieben meine Hoffnungen aber wiederum unerfüllt.
Die Verzweiflung und der Zorn auf meine Haut, auf Mallorca und auf all die Leute, die mir ständig erklären wollten, dass ich wohl einfach ZU WENIG klettere hatten ein neues Höchstniveau erreicht.
Bei all den "guten" Tipps, die mir auch noch nach der zigten Beteuerung, dass mein Problem sicher nicht daher rühre dass ich zu wenig klettere und dass ich zu Beginn eh probiert hatte die Hautprobleme zu ignorieren und einfach weiterzuklettern, gegeben wurden, waren diese Gefühle aber auch vorprogrammiert.

Ich hab mich selten in meinem Leben derart unverstanden gefühlt, wie während dieser ganzen Zeit mit meinem Hautproblem! Und eines kann ich euch sagen: Es ist ein absolutes Scheißgefühl wenn man ständig erklären muss, dass man "nur" wegen seiner Haut nicht gescheit klettern kann und dann noch depat angemault wird, wie falsch man doch mit dem Problem umgehe und dass das ja ohnehin nur Einbildung sei und dass man sich halt nicht so "mädchenhaft" anstellen sollte! Ja danke, ihr mich auch!!!!
Da hat sich bei mir eine riesige Wut aufgebaut, die ich auch jetzt - Monate danach - noch spüre, wenn ich an das Einfühlungsvermögen macher Mitmenschen/Freunde denke, die ich verzweifelt um Rat gebeten hatte, weil ich mir keinen Ausweg mehr aus der Situation sah.

Aber nun genug der Frustrationsbewätigung und sorry, dass das ganze da jetzt (wieder) so aus mir herausgeplatzt ist, aber man merkt, dass ich dieses Thema nie wirklich abgearbeitet hab...

Nun denn, neben all diesen ärgerlichen und absolut nicht hilfreichen Ratschlägen gab es aber auch den einen oder anderen wirklichen Lösungsvorschlag von Freunden und Bekannten, die wirklich versuchten auf mein Problem einzugehen.
Darunter zwei vielversprechende Ansätze, die gezielt auf eine Trockenlegung der Haut abzielten. Zum einen wurde mir erzählt dass angeblich Salbeitee gegen Schwitzen (allgemein) helfen sollte und da es sich um ein natürliches Hilfsmittel handelt sprach mir das sofort zu.

Nur war mir mittlerweile praktisch jedes Mittel recht um Abhilfe zu schaffen und so klang der Tipp eines anderen Freundes fast noch vielversprechender: ein Mittel namens Antihydral.
Fast jeder andere den ich in Folge darauf ansprach riet mir davon ab, da es die Haut so stark austrocknet, doch schmunzelnd gab ich darauf immer die Antwort, dass ja genau das mein Ziel sei.
Vorsichtig war ich dennoch.

Also begann ich nun meine Salbei/Antihydral-Doppelkur und schon am Tag darauf merkte ich eine deutliche Austrocknung der Haut. Die Schonzeit führte ich sicherheitshalber dennoch fort.
Ich hatte noch niemals so große Angst meine mühsamst erarbeitete Hornhaut (wieder) zu verlieren wie in diesen Tagen.
Als mich zwei Freundinnen aus Mallorca besuchen kamen und ich gezwungernermaßen nicht zum Klettern kam, nahm ich mir beim Wandern extra einen Stein und simulierte Griffbelastungen wie beim Klettern und rieb meine Finger daran um die Haut ein wenig zu stimulieren.. :-P

Nach ein paar Tagen begann sich schließlich meine Haut auf den Fingerkuppen komplett zu verfärben. Sie wurden richtig gelb. Hornhaut!!! Und zwar in nie da gewesenem Ausmaß!
Nie zuvor hatte ich so trockene Haut gehabt, noch nie!!! Ich war außer mir vor Freude!

Ganze 7 Monate hatte es gebraucht bis ich wieder zur Normalität übergehen konnte. In diesen Monaten hatte ich seelisch unglaublich gelitten, hatte ein Wechselbad aus Verzweiflung, Zorn und Resignation durchgemacht.
Lediglich die leise Hoffnung, dass dieser böse "Traum" doch irgendwann auch wieder ein Ende haben müsste und ich wieder der Alte sein könnte hatten mir durch diese Zeit geholfen!

Ende April konnte ich wieder das Training aufnehmen und einfach klettern gehen, ohne ständig kontrollieren zu müssen, ob die Haut eh noch nicht hinüber ist oder dass ich nach zwei Einstiegen aufhören musste, weil meine Haut schon so schmerzte!

Zu Beginn war es fast schon witzig, weil ich plötzlich so trockene Haut hatte, dass die Hornaut sogar einzureißen begann. Aber das war mir alles egal, selbst als es blutete. Dann halt mit Tape, aber ich hatte endlich wieder Grip und ich konnte wieder ungestört meinem Lebensinhalt nachgehen.

Was sich nun aber klettermäßig getan hat soll in einem eigenen Post dargestellt sein. :)