Saturday 25 July 2020

Gedanken zum Bohrhaken

Im Zweifelsfall bin ich nicht dazu da, um mir möglichst viele Freunde zu machen, sondern um ggf. ehrlich meine Meinung kundzutun und zum sachlichen Diskurs anzuregen. So auch in diesem Fall.

Man kennt mich als ambitionierten Sportkletterer und hierbei sogar eher als ängstlichen Zeitgenossen. Umso mehr mögen die weiter unten folgenden Zeilen verwundern! Sie stammen aus einer bereits länger zurückliegenden Episode meines Kletter-Daseins, als ich noch eine ziemlich ausgeprägte Abneigung gegenüber dem Sportklettern hatte und den Bohrhaken als meinen erklärten Erzfeind betrachtete; als Untergang des heroischen Alpinismus und der Kletter-Pionierzeit!

Auf den ersten Blick mag es daher scheinen, als würde ich mich in Widersprüchen verstricken, als würde ich Wasser predigen und Wein trinken. Aber der Sachverhalt ist differenziert zu betrachten, Sportklettern und Alpinklettern auseinander zu dividieren und jede Spielform für sich zu betrachten. Was ich für das eine fordere, kann für das andere völlig bedeutungslos sein und umgekehrt!

Den Anstoß zu diesem Post hat mir die Lektüre des neuen Hochschwab-Kletterführers gegeben. Ein wirklich schönes Buch, gut aufgemacht und ich finde es auch toll, dass die Klettermöglichkeiten im Hochschwab endlich wieder einmal abgebildet werden.
Bei allem Hype der letzten Wochen sei aber auch ein wenig Kritik erlaubt, denn bei aller schöner Aufmachung hat er in einem Punkt meine persönlichen Erwartungen nicht erfüllt, nämlich dem informative Gehalt, im Sinne der Erfassung möglichst aller Kletterrouten im Gebiet (war ehrlicherweise wahrscheinlich aber auch nie da Ziel).
Viele alte Routen wurden entweder nur als Linie im Wandfoto erwähnt, oder gleich ganz ausgelassen. Als prominente Beispiele seien hier etwa der "Riesenkamin" in der Höllmauer oder der historisch äußert bedeutungsvolle Anstieg über die Fölzstein Südostwand erwähnt. Dies ist an sich nicht weiter schlimm, handelt es sich doch um einen Auswahlführer. Auch in der Xeis-Auslese wurde erst zu einem späteren Zeitpunkt versucht, wieder eine vollständige Abbildung der Klettermöglichkeiten im Geiste einer "End-Bibel" vorzunehmen. D.h. was nicht ist kann ja noch werden und vielleicht schafft man es in einer späteren Auflage bei einem alten Rieder-Führer anzuknüpfen. Ich will damit auch keineswegs die Arbeit der Autoren schlecht machen, die so oder so ein beeindruckendes Werk geschaffen haben und deren Einsatz ich auch wegen meiner eigenen, deutlich weniger umfangreichen und aufwendigen Arbeiten zum neuen GBL-Kletterführer, für den ich nun auch schon ein 3/4 Jahr am werkeln bin, nachvollziehen kann.

Was mir aber abseits diese Kriteriums viel saurer aufstößt, ist der Umstand, dass einmal mehr einige (nach erstem Einblick) der aufgenommen alten "Klassiker" nicht ihren alten Stil beibehalten durften.
Sanierung da, Bohrhaken dort und schon wird aus einem alpinen Unterfangen eine weit weniger ernsthafte MSL (auch wenn nur die Standplätze saniert wurden!).

In den u.a. auch mit Beteiligung eines der Führerautoren ausgearbeiteten "Leitlinien zum Sanieren von Kletterrouten im Hochschwabgebiet (Juni 2014)" heißt es:

"2. Bei Sanierungen ist darauf zu achten, dass der Charakter der Route erhalten bleibt."
In dazugehörigen Unterpunkten wird dann näher darauf eingegangen was denn den Charakter einer Route verändern würde. Genannt wird das Entschärfen von zwingenden Stellen mit Bohrhaken und die Erhöhung der Hakenanzahl. Wenn es die Sicherheits-technischen Gegebenheiten erlauben, sollten alte A0-Haken im Zuge von Sanierungen sogar ersatzlos entfernt werden.

Alles sehr gute Ansätze, v.a. die grundsätzliche Aussage, dass der Charakter einer Route erhalten bleiben sollte! Ist es mit den genannten Unterpunkten aber wirklich getan? Wird der Charakter erst durch das Entschärfen von zwingenden Stellen geändert?
Der Schritt eine vollkommen BH-freie Route mit gebohrten Standplätzen zu versehen bedeutet gewiss eine Charakterveränderung und stellt dann viel weniger "scharfe" Anforderungen an ihre Wiederholer, als wenn jeder Stand selbst geschlagen, gebaut oder zumindest nachgebessert werden muss.
Der Schritt in der Charakterveränderung einer an den Standplätzen mit BH bestückten Route hin zu einer, wo nicht nur alle Standplätze sondern zusätzlich einige neuralgische Punkte mit Bolts versehen sind, ist dann schon ein deutlich geringerer. Je mehr Bolts stecken, desto weniger groß ist die Charakterveränderung wenn weitere Bolts hinzukommen.

Der erste Bolt bringt also grundsätzlich die größte Charakterveränderung einer Route mit sich.
Worauf ich hinaus will ist, dass ich die prinzipiell ja eh sehr zurückhaltende Herangehensweise bei Sanierungen, wie sie von den obigen Protagonisten ausgearbeitet wurde, für gut empfinde. Etwas stutzig macht mich allerdings, dass sie anscheinend die ungemein größerer Veränderung des Charakters einer Kletterroute nicht erkennen, die entsteht, wenn man gerade die Stände, als zentrales Sicherungselement, von Normalhaken udgl. auf BHs umstellt.
Die "Gefahr" besteht hierin, dass immer mehr Routen sanft mit Bohrhaken saniert werden, sich die nächste oder übernächste Klettergeneration in ihrem Denken aber wiederum weiter- oder zurückentwickelt (wie man's sieht) und im nächsten Schritt diesen Routen im Sinne einer Sanierung in Raten über die Jahre und Jahrzehnte hinweg immer mehr BHs hinzugefügt werden. Wäre man von Beginn weg ehrlich/streng geblieben, sehe es anders aus.

Außerdem entsteht durch die alleinige Abbildung, solcher zumindest sanft sanierter Routen, ein weiteres Dilemma, nämlich eben jenes, dass die wirklich alpinen Geschichten (weiterhin) unabgebildet bleiben und folglich auch der Stil solcher Routen immer weniger Beachtung findet.
Ich will jetzt nicht unterstellen, dass Routen auch deswegen saniert wurden, um sie überhaupt in den Führer aufnehmen zu "können". Sollte es aber doch so sein, wäre das ein weiterer Schritt in die falsche Richtung, da man dann Routen publikumsreif macht, anstatt sie in gegebenem Zustand einem reifen oder noch zu reifenden Publikum vorzustellen. (Anm. später: nach intensiverer Durchsicht muss ich fairerweise festhalten, dass sich auch die eine oder andere unabgesicherte oder eben klassisch nur mit Normalhaken versicherte Route finden lässt. Eine (bewusste) Auslassung solcher Routen hat also eindeutig nicht stattgefunden.)
Bezüglich der betroffenen Touren stellt sich für mich eben die Frage, wieso man diese nicht einfach im unsanierten Zustand aufgenommen hat? Für mich war es seinerzeit das Größte mit Hammer und Haken loszuziehen und alte Routen zu wiederholen, für die ich meine Kletterfähigkeiten als ausreichend empfand bzw. eigentlich wo ich mir sicher war, dass ich dafür gewappnet bin. Das ist ja gerade der springende Punkt mit den Alpinrouten. Andere waren eben noch außer meiner Reichweite; ein Rückzug wäre in vielen Fällen kaum möglich gewesen, obwohl ich zumindest immer zwei Ringhaken zum Abseilen dabei hatte. Eben aus dieser Gefahr heraus wollte und musste ich erst besser werden, um einen Einstieg wagen zu können.

Der Schwierigkeitsgrad spielt hierbei nur eine von vielen Rollen, das Gesamterlebnis/die Gesamtleistung zählt, sodass mir das Abstellen auf die reine Kletterleistung im Aplinklettern immer fremd erschien.
Du bist schon einen 7er oder 8er geklettert? Nicht schlecht. Ich eine alt bewertete IV+ ohne einen einzigen Bohrhaken. Was ist nun wirklich die imposantere Leistung?
Sich mit den damaligen Pionieren zu vergleichen, geht ohnehin nicht mehr. Alleine durch die Trainingsmöglichkeiten - ob in der Halle oder an den unzähligen Klettergärten und Plaisir-MSLs - und die moderne Ausrüstung ist das klettertechnische Level heutzutage von der Basis auf viel höher, sodass man bereits mit besseren Voraussetzungen zu den Routen kommt. Dann auch noch die Routen selbst zu "verbessern" ist doppelt "unfair".


Zu den Gedanken zum Bohrhaken selbst will ich allerdings mein altes Kletter-Ich sprechen lassen und die damaligen Überlegungen in ihrer ursprünglichen Form wiedergeben.
Auch heute noch, als Sportkletterer durch und durch, stehe ich voll und ganz hinter ihnen und verstehe eben nicht wieso man den Charakter alter Routen dermaßen verändern muss.
Den in einen überschaubaren Zeitraum nachfolgenden Klettergenerationen wird damit die Möglichkeit zum Abenteuer, zum Nachempfinden der damaligen Leistungen der Erstbegeher und das Erlebnis echten Alpinkletterns genommen. Betätigungsfeld mit Bohrhaken gäbe es auch abseits alter Routen genug (Neutouren) bzw. wurden ja schon zuvor einige oft begangene Klassiker unter ihnen saniert, wofür ich deutlich mehr Verständnis aufbringen kann (bspw. Hauseggerpfeiler, Baumgartnerweg, etc.).


Aber lassen wir mein altes ich sprechen:

2.5.2011 - Gedanken zum Bohraken (1):
"Die Leute argumentieren, dass es ihnen rein ums Klettern geht, also die Bewegung im Fels und nicht um das Abenteuer und das Gesamtpaket, welches eine Route zu bieten hat. Sie wollen keine Ängste ausstehen müssen, sie wollen einfach nur klettern.
Hierdurch wird das Klettern aber zum Sport alleine degradiert. Deshalb muss ich fragen: 'Wenn es wirklich nur ums Klettern als Sport geht, also um die Kletterbewegungen, warum muss ich dann alte Klassiker sanieren, wo ich doch dort nur genau dieselben typischen Kletterbewegungen vollführe wie sonst auch?'
Wenn es nur um die Bewegung und evtl. noch das Naturerlebnis geht, so gibt es wirklich genug Möglichkeiten dies an Bohrhakenrouten zu erleben und zu genießen.
Als Beispiel sei hier das gesamte Grazer Bergland genannt. Ist es aber doch so, dass manche Routen eine gewisse Aura umgibt, sie also einen besonderen Ruf haben und auch deshalb in Angriff genommen werden, so muss ich sagen, dass nicht die eigene Unsicherheit durch äußere Sicherheit ersetzt werden darf. Vielmehr ist es Pflicht eines jeden Kletterers sich den Anforderungen einer Tour anzupassen, also zu trainieren, Erfahrung zu sammeln, kurz besser zu werden und nicht umgekehrt die Route seinem eigenen Übungszustand anzupassen.
Dies würde nämlich schlussendlich dazu führen, dass absolut jede Route mit (Bohr-)Hakenabständen von 1-2 Meter eingebohrt werden müsste, um auch noch dem ungeübtesten Kletterer die Chance zu geben Touren zu wiederholen, für die er eigentlich (noch) zu schwach und unerfahren wäre, also üben müsste.
Man kommt nicht als Meister zur Welt und so liegt es im Ermessen eines jeden einzelnen, seine Routen/Ziele seinen indiviuellen Anforderungen entsprechend zu wählen und nicht alle Klettereien dieser Welt zu ein und demselben Einheitsbrei zu vermengen, wo schließlich die Gesamtanforderungen des Bergsteigens verloren gehen und das so vielfältige Klettern zum rein an der technischen Schwierigkeitsskala orientierten Sportklettern abgewertet wird.
Alpine Routen zu sanieren heißt ihnen ihren Charakter zu stehlen und nicht nur ihnen, sondern dem gesamten Alpinismus, der sich auch auf der Gefahr der Berge gründet.
Alpinismus ist nun einmal mit Risiko verbunden. Es derart zu minimieren, heißt den Alpinismus als solchen auszuhöhlen, ihn zu entkernen und seiner Werte zu berauben! Berg Heil!"

5.9.2011 - Gedanken zum Bohrhaken (2):

"Man soll nicht sichern um klettern zu können, sondern klettern und immer wieder gezwungenermaßen Sicherungen anbringen. Was ich damit meine ist, dass man keine Route gehen sollte, die man nur deshalb und dann klettern kann, weil/wenn viele Zwischensicherungen vorhanden sind, sondern man sollte eben klettern und hin und wieder eine taktische Sicherung setzen.
Man soll also nicht von Haken zu Haken klettern, sondern klettern und sich nach Felsstrukturen richten, wo Pausen einzulegen sind und Sicherungen gelegt werden."

5.9.2011 - Gedanken zum Bohrhaken (3):
"Solch wichtige Einstellungen wie jene zum Freiklettern, um nur das Beispiel zu nennen, zu welchem ich den Bezug herstellen will, müssen stets zeitlos bleiben.
Man darf nicht sagen: 'Kein normaler Mensch macht so etwas mehr!'
Nein, denn das heißt überhaupt nicht, dass es so besser oder gut ist. Es gibt ganze Jahrzehnte, wo ein Falschdenken herrschte, das als normal empfunden wurde.
Normal bedeutet aber nicht richtig, es bedeutet 'der Norm entsprechend.' So war es z.B. in den 1930er Jahren in Deutschland normal ein Nazi zu sein, was aber - und dies wird wohl niemand anzweifeln - keineswegs richtig war.
Wenn es heute als abnormal empfunden wird, nicht am Bohrhaken festzuhalten, also gegen gebohrte Sicherungen bzw. auch gegen jegliche Übersicherung überhaupt einzutreten, so heißt das noch lange nicht, dass dieses abnormale Denken auch falsch sein muss.
Ich denke, und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole kann ich trotzdem nicht genug darauf hinweisen, dass der Kern des Bergsteigens (Alpinismus) das Abenteuer ist.
Abenteuer bedeutet aber zu einem gar nicht geringen Teil auch Gefahr.
Gewisse objektive Gefahren kann man nicht ausschalten, andere sind selbstverschuldet und sollten nicht durch übermäßige Sicherung von außen ausgeschaltet werden, sondern durch eigene Übung und Erfahrung, nicht zuletzt auch durch Vorsicht, minimiert werden.
Bergsteigen heißt auch an überwundenen Gefahren wachsen; nicht Gefahren von vornherein auszuschalten. Ansonsten sollte man sich dem Wandern zuwenden, oder die bereits zur Genüge vorhandenen Bohrhakenrouten genießen, um die Berge zu erleben."

5.9.2011 - Gedanken zum Bohrhaken (4):
" 'Man muss mit der Zeit gehen! Bohrhaken sind heutzutage unerlässlich!'
Wohl kaum, weil wie gesagt die Einstellung zum bzw. die Philosophie des Kletterns und Bergsteigens zeitlos bleiben muss.
'Man muss mit der Zeit gehen?'
Glaubt denn wirklich jemand, dass auch wenn sich irgendwann die 'Zeiten' wieder ändern und man sich zum fairen Bergsteigen bekennt/besinnt, alle Bohrhaken wieder entfernt werden?
Glaubt denn wirklich irgendjemand, dass das Grazer Bergland jemals wieder bohrhakenfrei sein wird?
Ganz sicher nicht! Und es ist auch gut so, weil man auch nebeneinander existieren kann. Toleranz ist gefragt!
Dann wird dieser Konflikt zwischen klassischem Alpinismus und Sportklettern sicher ein Ende finden."


Ich finde es wie gesagt schade, dass einige alte Routen ihres Charakters beraubt wurden, viele andere dahingegen gar nicht beschrieben werden (z.B. auch Gschirrmauerkampl N-Wand). Besonders hart trifft mich insbesondere auch die Sanierung von Routen am Hofertalturm. Ich bin seinerzeit noch mit folgender Überlieferung "groß" geworden: "Ein echter Hochschwabkletterer bist du erst, wenn du am Hofertalturm gestanden bist!"
Dabei war es nicht die Schönheit der Route die mich gefiel, ehrlich gesagt war es die schlimmste Bruchpartie meiner Kletterkarriere, aber das Abenteuer auf dieser abgeschiedenen Felsnadel zu stehen, weit und breit kein Bolt, ganz auf sich alleien gestellt, das war es was den besonderen Reiz ausmachte. Das Abseilen auf den beiden schwindligen alten Normalhaken + dem einen den ich noch für die Moral dazu geschlagen hatte, alles mehr schlecht als recht mit einem Reepschnürl zusammen gefädelt, den Puls im Stehen auf 180, mit zittrigen Händen (ich übertreibe nicht), Meter um Meter herunterzählend, den ich dem Boden näher kam, das war eines der bedeutendsten Abenteuer meiner Alpinkletter-Karriere und erfüllt mich noch heute mit Stolz.  Durch das Einrichten einer Abseilpiste wurde hier jetzt ein ganzes Gebiet entwertet. Dabei wurde die Anzahl sanierter alter Routen in den letzten Jahren stetig vorangetrieben (z.B. schon davor Güntherweg, St. Ilgner Weg).

Mit einem beherzten Telefonat - ich musste damals als junger, kleiner aber begeisterter Hochschwabkletterer allen Mut zusammenfassen - habe ich 2010 oder 2011 erfolgreich verhindert, dass der Stanglpfeiler eingebohrt/saniert wurde. Er stand noch auf meinem Plan und ich wollte dieses Abenteuer fair bestreiten, sobald ich bereit dazu wäre.
Dass ich mich dann Ende 2011 ganz dem Sportklettern widmen und letztlich sämtliche Alpin-Tapferkeit einbüßen würde, war zu dieser Zeit noch nicht absehbar. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich mich mit dem alten Charakter nicht mehr einsteigen trauen, wie ich es mich auch bis zu meinem Alpinkletterende nicht getraut hatte.
Auch diese Route ist nun der Sanierung zum Opfer gefallen. Ein Einstieg erscheint mir nun nicht mehr allzu herausfordernd und daher wenig lohnend!
Im Gegensatz zu früher, wo ich erst eingestiegen wäre, wenn ich mir meiner dafür benötigten Fähigkeiten zu 100% sicher gewesen wäre, stünde einem echten Abenteuer jetzt immer das "Im Notfall seil ich halt ab. Die Stände sind ja eh gebohrt!" entgegen.
Aber ich glaube ich fange an mich zu wiederholen und wer bis hierher meine Gedanken nicht nachvollziehen und goutieren konnte, den werde ich wohl auch mit weiteren Argumenten nicht mehr überzeugen.

Dennoch kurz noch ein letzter Gedankengang zur vermeintlich gewonnen Sicherheit iZm gebohrten Routen. Objektiv mag es durchaus sicherer sein, eine sanierte Route zu klettern. Gesamt gesehen, werden dabei aber immer und immer mehr Routen einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt, die im Durchschnitt immer weniger alpine Kenntnisse/Fertigkeiten aufweisen, sodass letztlich eher ein mehr an Gefahr generiert wird, schlichtweg durch die vermehrte Inanspruchnahme der geschaffenen Möglichkeiten. Ein Unfall in einer "echten" Alpinkletterroute führt an sich mit hoher Wahrscheinlichkeit zu deutlich ernsteren Verletzung bzw. zu einem schwerer zu behebenden Unfall. Dem steht allerdings die äußerst geringe Fallzahl gegenüber, da sich beinahe keiner in die Routen wagt. Im übrigen ist es auch kein Argument, dass man die BHs ja eh nicht verwenden muss. Im Notfall sind sie eben da. Daran ändert es auch nichts, wenn ich sie nur als letzten Ausweg sehe.

Abschließend bleibt die Frage:
Müssen wir unsere Fähigkeiten der auserkorenen Route anpassen, oder sollten wir zukünftig alle Routen dem Können des Durchschnittskletterers anpassen, um die Berge einem größeren, aber nicht besseren Publikum zugänglich zu machen?
Und wenn die Bohrhaken nicht reichen, kommt schlimmstenfalls halt der Heli, oder?

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