Wednesday 18 July 2018

Knapp dran - 2018 bisher

2018 hat mit viel Motivation begonnen. Nachdem Mitte März das Arbeitspensum endlich etwas nachgelassen hatte, konnte ich mich - wie bereits im vorigen Post erwähnt - wieder einem alten Projekt im Kolosseum widmen.

Die folgenden Wochen waren daher recht intensiv: Viel putzen, auschecken, Ausdauer generieren und sich wieder ans Stürzen gewöhnen.
Zunächst ging dabei alles sehr beschwerlich. Ich schaffte es z.B. anfangs nicht einmal einen Pump zu bekommen. Vielmehr war ich spätestens nach 10 Zügen einfach leer. Dann wieder 5 Züge, leer; wieder 5 Züge, leer. Das war extremst mühsam!
Umso erfreuter war ich daher, als ich eines Tages im Zigeunerloch die Route Zigeunerradl kletterte und tatsächlich einen kompletten Ärmel aufriss. Das war ein Fortschritt!

Zurück im Kolosseum liefen die Versuche langsam aber sicher besser und ich traute mich auch wieder im Vorstieg etwas zu "riskieren". Riskieren heißt eigentlich nur zu stürzen, also an sich nix tragisches, aber die psychische Hemmschwelle war zuvor dennoch enorm, vor allem auch weil die Crux zwingend über dem Bolt zu klettern ist und aus einem satten Dynamo besteht.

Stigma (8a), besagtes Projekt im Kolosseum, lässt sich grob in drei Parts einteilen. Die ersten fünf "Zustiegsmeter", nur technisch aber nicht wirklich schwer. Dann ein Raster, ehe ein kurzer Boulder zur 3. Exe leitet. Dann wieder 3 leichtere Züge, ehe es mit der Crux losgeht. Diese ist extremst pressig. Man steht auf äußerst schlechten Tritten, an nicht allzu guten Griffen und macht fast einen Spagat, um den rechten "Tritt" zu erreichen, über welchen man sich dann hinauf schultert zu den zwei grausigen Auflegern, die als Startgriffe für den nachfolgenden Dynamo dienen.
Alles in allem also Spaß, Spaß, Spaß!
Nein wirklich, noch nie musste ich mich in einer Route extra vorher dehnen, um eine Tritt überhaupt zu erreichen. Hier aber war dies der Fall. Erst nach dem 1. Einstieg war die Hüfte immer beweglich genug, um wirklich geschmeidig nach rechts, auf die andere Wand, zu steigen.

Der Dyno fiel mir zunächst auch sehr schwer. Erfolgsquote bei ca 10%. Viel zu wenig für einen Durchstieg. Erst als ich eines Tages bemerkte, dass ich nicht einfach gerade hoch ziehen durfte, sondern mich bewusst über den rechten Fuß schieben musste, stiegen die Hoffnungen. Nun passte die Richtung perfekt und die Höhe kam ohnehin vom Schwung, den ich holte. Erfolgsquote neu: ca 50%. Das reichte!
Ab nun wusste ich, dass ich die Route klettern konnte und es nur mehr eine Frage der Zeit war, bis ich den Umlenker clippen würde.
Mein bester Versuch endete schließlich auch bei besagtem Dyno bzw eigentlich den Startgriffen. Würde ich aber den Dynamo einmal halten, würde ich es hinausklettern, das wusste ich, denn der 3. und letzte Teil der Route war zwar auch nicht leicht, aber sollte an sich gut kontrollierbar sein.

In wenigen Tagen aber stand etwas ganz anderes auf dem Plan, Urlaub auf Mallorca. Ich wollte daher unbedingt noch einmal vorher hin. Gesagt getan. Im Kolosseum angekommen, mussten Gernot und ich allerdings enttäuscht feststellen, dass die Wand komplett "abgesoffen" war. Es hatte in den Tagen zuvor einfach zu viel geregnet. Dies besserte sich auch nicht, als ich wieder zurück in Österreich war.
Irgendwann war klar, dass dieses Projekt wohl auf den Herbst warten müsste, denn auch die mittlerweile Einzug haltenden, hohen Temperaturen waren Gift für einen Durchstieg, da die beiden Aufleger vor dem Dyno wirklich alles andere als gut sind.

Aber sei es wie es sei, alles jammern hilft doch nichts und Stigma ist ja nicht die einzige Route, die ich dieses Jahr in Angriff nehmen wollte.

Als das Wetter sich wieder besserte und die Temperaturen weiter stiegen, begab ich mich daher zur Sommerresidenz, jenem Spot, den ich bereits im vorangegangenen Post ein wenig vorgestellt habe (Fotos).
Und nomen est omen! Hier oben ist es rund 8° kühler als in Graz und meistens weht ein angenehmer Wind. Perfekte Bedingungen also im heurigen Jahr, wo die 30° Marke bisher nicht wirklich geknackt wurde. Teilweise war es mit um die 15° C sogar recht kalt.

Am Programm stand hier mein im Vorjahr (2017) geboltetes Projekt mit dem selbigen Namen.
"Sommerresidenz", eine sehr technische und sehr Körperspannungs-lastige Route, die wegen ihrer 24m auch einiges an Ausdauer erfordert.
Die Schlüsselstelle bilden aber zwei Boulder. Der eine bei Exe Nr. 7 nach etwa 14m, der andere bei Exe Nr. 10 nach ca 20m.
Auch hier galt es nun erstmal wieder Ausdauer aufzubauen und sich erneut ans Stürzen zu gewöhnen.

Mittlerweile konnte ich schon bis zur ersten Crux durchklettern und ich bin zuversichtlich diese bald auch von unten durchzuklettern. Vielleicht kann ich danach im Loch ein wenig rasten, ehe es in die zweite, finale Schlüsselstelle geht. Mal sehen!
Mal sehen deshalb, weil es nun erneut nach Mallorca geht, wobei diesmal sicher auch klettern am Programm steht, denn ich will meine mühsam erkämpfte Ausdauer nicht wieder - so mir nicht dir nichts - verlieren.

Ich hoffe wirklich, dass ich die Route heuer noch punkten kann, aber es ist halt ein Sommergebiet. Ab September ist es wohl zu kalt. Außerdem muss ich dann auch wieder arbeiten und meine Kletterzeit ist auf die Wochenenden beschränkt :(
We will see!

Auf alle Fälle wartet im Herbst dann ohnehin wieder Stigma.
An beiden Routen so knapp dran zu sein und keine durchzusteigen, wär schon wirklich bitter!

Anbei noch ein kurzer Ausschnitt aus "Sommerresidenz" (7c+/8a?):