Saturday 19 September 2020

Decision time, 7b+ (Zigeunerloch)

Leute, es gibt wieder eine neue Route im Zigeunerloch! Decision Time, 7b+ :)




Schon vor ein paar Jahren dachte ich mir einmal, dass man mit 1-2 Bolts eigentlich eine kleine feine Kombination aus dem Baron-Einstieg hinüber zu Stalker machen könnte.
Als ich mir das Ganze dann letztes Jahr noch einmal ein bisschen genauer angesehen habe, stellte ich bald fest, dass da wohl mehr als eine bloße Kombi drinnen wäre und so war der neue Gedanke eine Variante zu Stalker zu machen, mit eigenständigem Einstieg, um dann wohl zwischen 3. und 4. (bzw. beim 4. Bolt) hinüberzuwechseln.
Richtig ins Rollen gebracht hat die Erschließung letztendlich, dass sich ein Freund den Baron-Einstieg (7b) auscheckte und ich in diesen daher auch mal wieder einstieg. Beim Ablassen erkannte ich, dass auch in der oberen Wand zwischen Baron und Stalker eigentlich ganz gute Leisten waren und so wollte ich mir dann unbedingt mal die unteren Moves auschecken, die ich ja bereits für die Stalker-Variante hätte klettern müssen.
Beim Einstieg vom Bankerl ging es gleich ordentlich zur Sache. Zwar konnte ich die Anfangssequenz nicht aufschlüsseln, dafür waren aber die Meter danach ganz gut kletterbar und oben hatte ich ja nicht so schlechte Leisten gesehen. Fazit: das ist möglich und könnte sogar eine vollkommen eigenständige Linie werden!

Angekommen im Jahr 2020 galt es nun die Anfangsstelle zu entschlüsseln. Wie gut es da doch passte, dass besagter Freund den Baron-Einstieg im letzten Jahr noch nicht gepunktet hatte, denn so bot sich erneut eine Tope-Rope Gelegenheit.
Und diesmal sah alles schon deutlich besser aus. Die kleine Traverse zum großen Griff rechts (=Anfangssequenz) ging problemlos mit einem ziemlich nicen Überkreuzer auf eine recht offene Zange. Die Verlinkung hinauf zu den guten Leisten schaffte ich in der nächsten Session, nachdem ich zuvor die Bolts gesetzt hatte.
Das war wieder eine Schinderei! Aber es hatte sich gelohnt, denn auch wenn an diesem Tag an keine Durchstiegsversuche mehr zu denken war, blieb nun als letztes, kleines Fragezeichen nur noch der Ausstieg. Sollte es leichter und damit logischer sein über Stalker auszusteigen, würde ich für die letzten Moves in diese hinüberwechseln.

Beim letzten Bolt angekommen probierte ich zunächst auch genau diesen Wechsel, doch wollte es nicht so recht funktionieren. Den Schultergriff nach den beiden Kreuzern in Stalker konnte ich nicht richtig belasten und so begann ich meine ersten Versuche gerade hinauf und siehe da: schon war ich zwei Moves höher und diese Züge waren auch gar nicht so schwer gewesen.
Nun wurde es aber nochmal haarig und so versuchte ich erneut mein Glück hinüber zu den Stalker-Griffen. Diesmal mit dem Aufleger unter dem Top-Henkel.
Aber auch das wollte hinhauen. Ich konnte diesen zwar halten, aber es war erstens ein ziemlich brutaler Dyno, zweitens tat die Endposition weh in der Schulter und drittens war ich dann ein wenig gesperrt.
Also wieder direkt hinauf? Seh ich da nicht ein gutes Seit-Fingerloch?

Nun, auch dieser Zug wurde ein Dyno, aber doch etwas leichter und das besagte Fingerloch, war eine kleine aber feine Zange. Von dieser weg war es noch ein nicht allzu schwerer Zug auf einen super Seitgriff für links (Schultergriff für rechts im Baron-Einstieg), welchen ich letztlich als Top-Griff auserkoren habe, bzw kann man theoretisch auch noch mit rechts auf den Stalker Top-Henkel greifen und von diesem clippen. Ist gehupft wie gesprungen!

Nun konnten die Versuche beginnen und nachdem ich alles geputzt und die Beta verfeinert hatte liefen diese auch immer besser. Ganz oben hat es mich aber noch ein paar mal "kassiert". Der zuvor beschriebene Dyno auf die kleine, feine Zange ist von unten kommend gar nicht so ohne. Eine bessere Lösung konnte ich allerdings nicht finden. Mal sehen ob die Wiederholer da noch etwas aus dem Ärmel zaubern!

Auf alle Fälle ist es eine echt coole Ergänzung zu den bestehenden Ziggi-Routen geworden, v.a. da es sich um eine komplett eigenständige Linie handelt, die keinen einzigen Zug mit einer der beiden Nachbarstouren gemeinsam hat. Und die Moves sind schon richtig cool find ich! Aber probiert einfach selbst!


Update 26.9.2020:

Habe mir gleich heute ein Herz gefasst und bin am Vormittag noch schnell einbohren gegangen. D.h. die Route hat nun ein eigenes Top. Auch den letzten Bolt habe ich bereits ein wenig nach links versetzt, damit er in Stalker nicht stört. Auch die Fixschlingen sind mittlerweile installiert.
D.h. das Einzige was nun noch fehlt ist die Redundanz am Top (2. Bolt + Verbindung mittels Seilstück).
Kommt dann irgendwann im Laufe des verbliebenen Jahres. Aber Decision Time ist nun ganz normal kletterbar, also hab ich da jetzt nicht mehr so den Stress. Freue mich auf (viele) Wiederholungen!

Bisweilen hat die Route noch kein eigenes Top, weswegen man nach erreichen des Top-Holds einfach ins Seil springt! Der Tophold ist ein guter Seitgriff für links (diesen verwendet man im Baron-Einstieg als Schultergriff, bevor man in die letzen beiden Untergriff-Moves macht). Werde das Top aber demnächst bohren und auch noch den letzen Bolt etwas nach links versetzen, damit er in Stalker (hatte einen Tritt dahinter leider übersehen) nicht stört. Werde dann auch noch die  oberen beiden Bolts mit Fixexen versehen.


Wednesday 29 July 2020

Zufallstour, V- MSL (Burgstall, Mixnitz) - Statusupdate 04/2021 (inkl. Topo)

Im Sommer vergangenen Jahres habe ich ganz zufällig eine kleine, feine MSL-Route am Burgstall entdeckt, als ich mich nach neuen Sportkletter-Erschließungsmöglichkeiten umsah, bzw. hatte ich schon vor längerem eine interessante Linie an der Folterkammer gesichtet und dann auch solo von unten einzubohren begonnen (2015).
Bereits nach zwei Bolts war damals aber wieder Schluss und danach war in diesem Bereich mehrere Jahre Stillstand. Normalerweise bohre ich meine Routen immer von oben ein, d.h. ich wandere um die Wand herum und seile mich dann von oben, von einem Baum oder dergleichen, ab und setze die Bolts.

In diesem Fall war es nicht ganz so einfach, denn der Pfeiler darüber (wo auch die Route Folterkammer hinauf führt), war auch von der Rückseite her nur durch klettern zu erreichen. Von ganz oben (Burgstall-Hochfläche) abseilend würde es andererseits recht umständlich und auch schwer werden, die richtige Stelle zu finden.
Links des Pfeilers zieht sich allerdings eine recht steile Erdrinne hoch, wobei von unten nicht klar war, ob diese eine Unterbrechung (inkl. Kletterei) hat, oder man vielleicht eh recht gut auf den Pfeiler hinaufkommen könnte. Auf den ersten Blick wirkte sie aber nicht sehr einladend und daher hatte ich diese Möglichkeit nie wirklich ernsthaft ins Auge gefasst und die oben beschriebene Route eben ad acta gelegt.

Letztes Jahr war ich aber mal wieder vor Ort und die Route sprach mich dermaßen an, dass ich einfach eine Lösung finden musste, um sie einbohren zu können.
Also wagte ich einen Erkundungsversuch in der erdigen Rinne. Tja, ausrutschen sollte man nicht, aber wirklich ausgesetzt war es auch nicht und von schwer zunächst sowieso keine Rede.
Plötzlich aber war der Weiterweg versperrt durch ein kleines Wandl. Darüber war eine kleine überdachte Nische. Von dieser müsste man dann wieder kletternd weitersteigen, aber zumindest ansehen wollte ich mir den möglichen Weiterweg noch. Das kleine Wandl, bzw. eigentlich ist's eine kleine Verschneidung, war schnell hinter mir (wohl so III herum). Die Nische war nett und an der linken Begrenzung könnte man in recht leichter Kletterei unter ein Dach hineinklettern. Die Neugierde war nun geweckt und trieb mich weiter. Solang alles leicht abzuklettern ist, war es auch kein Problem.
Das Dach entpuppte sich schließlich als Durchschlupf im Fels, dahinter ging es auf einen Absatz hinunter, den ich schon zuvor links von mir erkannt hatte, den direkt zu erreichen mir aber zu riskant erschienen war. Das wirklich witzige war aber eigentlich, dass es auf der anderen Seite des Durchschlupfes auf einem niedrigem Kriechband ebenfalls recht leicht weiterging und danach sah es nach Gehgelände aus. Also wiederum weiter!
Jetzt war es zwar ein wenig ausgesetzt dafür aber der Entdeckungstrieb in mir noch viel stärker geworden und bald turnte ich an ein paar Bäumen und deren Wurzeln um die Ecke und stand im nächsten Zwischenbereich (Gehgelände). Was für eine coole und vor allem außergewöhnliche Kletterstelle! A la Opplband (Predigtstuhl-Nordkante, Wilder Kaiser, Anm.) superlight. Kurze Zeit später stand ich in der Scharte darüber und war an meinem gewünschten Ziel. Von hier aus könnte ich auf der anderen Seite zu meinem Projekt abseilen.
Aber noch etwas dachte ich mir beim Abklettern....dass diese Stelle sich sehr gut in einer MSL machen würde, wenn man denn oben einen leichten Weiterweg finden würde. Das Gelände danach sah in dieser Hinsicht durchaus vielversprechend aus und so war der Plan fix. Hier musste eine MSL-Erstbegehung her!
Zunächst wohl nur mit mobilen Sicherungsmitteln, danach - wenn es was ordentliches wäre- könnte man die Route für die Wiederholer ja einbohren.

Ein paar Wochen später war es nicht allzu schwer Stefan von meinem Plan zu überzeugen und so zogen wir los. Ziel war es sich an den natürlichen Gegebenheiten zu orientieren und möglichst den leichtesten und damit logischten Weg durch diesen Wandteil zu erklettern.
Herausgekommen ist eine - wie ich finde - sehr nette, leichte MSL, die sich durchaus sehen lassen kann. 6 Seillängen mit zwei kurzen Zwischengehgeländen, wobei das hat man im GBL eh fast überall. Für Burgstall-Verhältnisse war das Ganze letztlich auch gar nicht so kurz. Coole Sache!

Ich will euch aber nicht weiter auf die Folter spannen; hab eh schon wieder deutlich mehr geschrieben als ich wollte, also hier anbei das Topo für die Abenteurer unter euch.
 Wieso Abenteurer?  Zum Einbohren bin ich bis dato (keine Bohrmaschine, keine Edelstahl-Bolts, verletzter Fuß) noch nicht gekommen. D.h. derzeit ist noch alles selbst abzusichern, also ausreichend Keile und Friends mitnehmen! Ich bin zuversichtlich, dass die Route im Herbst eingebohrt sein wird. Dann werde ich sie auch auf bergsteigen.at mit noch mehr Drumherum veröffentlichen.

Statusupdate 24.8.2020:
Die Route ist nun eingebohrt. In zwei Punkten musste ich meine Erinnerung allerdings ein wenig revidieren. Die Verschneidung der Schlüssel-SL ist leider doch recht verwachsen. Hier werde ich bei Gelegenheit doch einmal ein wenig drüberputzen. Außerdem würde ich sie nun auch etwas schwerer einschätzen (IV --> V- oder vielleicht auch V).
Zu guter Letzt auch noch der Hinweis, dass hin und wieder auch einmal etwas locker sein kann. Da würde ich dann - wie gesagt - noch drüberputzen. Aber beherzt anreissen sollte man in MSLs ja ohnehin nicht unbedingt. Einfach im Zweifelsfall ein wenig testen!
Im übrigen noch eine kurze Bemerkung: Als ich gestern die Begehung in mein Tourenbuch eintrug, fiel mein Blick auch auf den Eintrag zu unserer Erstbegehung und anders als ich es in Erinnerung hatte, sind wir die Route nicht letzten September oder gar Oktober geklettert, sondern just exakt vor 52 Wochen, sprich eben am selben Sonntag vor einem Jahr. Ein lustiger Zufall....passend zum Namen :)


Statusupdate 04/2021:

Habe in der Verschneidung noch 2 weitere Bolts gesetzt, sodass diese nun gut abgesichert ist. Außerdem habe ich die Verschneidung ordentlich hinuntergeputzt. Ist zwar auch weiterhin ein wenig dreckig, aber nun ganz gut zu klettern. Die schwerste Stelle der Verschneidung ist dadurch deutlich einfacher geworden. Würde sie nun (wieder) nicht schwieriger als V- einstufen.
Weiterhin Vorsicht (!) allerdings beim und nach dem (rechts) Ausqueren aus der Verschneidung. Hier sind einige "Bomber"-Blöcke an der Gratkante. Diese nicht verwenden bzw. in guter, alter Alpinmanier nur "streicheln" (d.h. praktisch nur fürs Gleichgewicht verwenden, aber nicht belasten). Diese schauen aber eh genauso locker aus wie sie sind. Ein halbwegs erfahrener (Alpin-)kletterer käme wohl eh nicht auf die Idee diese zu nehmen bzw. würde er sie sicherlich antesten.

Außerdem auch noch der Hinweis, dass ich im Zuge der neuen GBL-Führererstellung auch darauf hingewiesen wurde, dass sich auch am Ausstiegsgrat einige lose Blocke befinden. Ich bin die Route dann auch nochmal geklettert und konnte es letztlich nachvollziehen, denn wenn man nicht direkt an der Kante klettert, liegt tatsächlich er der eine oder andere lose Felsblock herum. Auch hier würde ich zwar nie auf die Idee kommen, diese als Griff zu verwenden, aber am besten ist es einfach in der letzten SL nach dem ersten Bolt so nah wie möglich an der Kante zu bleiben. Ist auch am Schönsten zu klettern.


Anbei noch kurz ein paar Infos:

  • Zustieg normal zum Burgstall und auf der Forststraße unter den Wänden nach links zum Folterkammer-Pfeiler und um die Ecke. Dort einige wenige Meter (20-30m) hinauf Richtung Folterkammer-Höhle (Bitter Lotos, Quasimodo, usw.)
  • Der Einstieg befindet sich etwas unterhalb (ca. 20m) der Route Quasimodo (VIII-) bei einer kleinen Felsbrücke (Klemmblock) über eine Rinne.
  • Die Stände sind nun mit zumindest je einem Bolt ausgestattet. Zwischensicherungen sind alle vorhanden
  • Material: 8 Express-Schlingen; zumindest eine kurze und eine lange Bandschlinge.
  • Abstieg wie gehabt rechts herum und dann halt nochmal ein paar Meter von der Forststraße zurück hinauf zum Einstieg.
  • Alpinen Charakter finde ich hat die Route nun keinen mehr. Lediglich ein gewisser alpiner Touch (Linienführung, Verschneidung, tlw. unsicherer Fels) bleibt zurück. Als Einsteigerroute würde ich sie aber dennoch keinesfalls bezeichnen!


Ungefährer Verlauf --> die Elipse markiert die Verschneidung der Crux-SL

Der Durchschlupf in der 1. SL

Start in die Schlüssel-SL --> ersichtlich ist die schwere Wandstelle

Schöne letzte SL am blockigen Grat


Have fun!

Saturday 25 July 2020

Gedanken zum Bohrhaken

Im Zweifelsfall bin ich nicht dazu da, um mir möglichst viele Freunde zu machen, sondern um ggf. ehrlich meine Meinung kundzutun und zum sachlichen Diskurs anzuregen. So auch in diesem Fall.

Man kennt mich als ambitionierten Sportkletterer und hierbei sogar eher als ängstlichen Zeitgenossen. Umso mehr mögen die weiter unten folgenden Zeilen verwundern! Sie stammen aus einer bereits länger zurückliegenden Episode meines Kletter-Daseins, als ich noch eine ziemlich ausgeprägte Abneigung gegenüber dem Sportklettern hatte und den Bohrhaken als meinen erklärten Erzfeind betrachtete; als Untergang des heroischen Alpinismus und der Kletter-Pionierzeit!

Auf den ersten Blick mag es daher scheinen, als würde ich mich in Widersprüchen verstricken, als würde ich Wasser predigen und Wein trinken. Aber der Sachverhalt ist differenziert zu betrachten, Sportklettern und Alpinklettern auseinander zu dividieren und jede Spielform für sich zu betrachten. Was ich für das eine fordere, kann für das andere völlig bedeutungslos sein und umgekehrt!

Den Anstoß zu diesem Post hat mir die Lektüre des neuen Hochschwab-Kletterführers gegeben. Ein wirklich schönes Buch, gut aufgemacht und ich finde es auch toll, dass die Klettermöglichkeiten im Hochschwab endlich wieder einmal abgebildet werden.
Bei allem Hype der letzten Wochen sei aber auch ein wenig Kritik erlaubt, denn bei aller schöner Aufmachung hat er in einem Punkt meine persönlichen Erwartungen nicht erfüllt, nämlich dem informative Gehalt, im Sinne der Erfassung möglichst aller Kletterrouten im Gebiet (war ehrlicherweise wahrscheinlich aber auch nie da Ziel).
Viele alte Routen wurden entweder nur als Linie im Wandfoto erwähnt, oder gleich ganz ausgelassen. Als prominente Beispiele seien hier etwa der "Riesenkamin" in der Höllmauer oder der historisch äußert bedeutungsvolle Anstieg über die Fölzstein Südostwand erwähnt. Dies ist an sich nicht weiter schlimm, handelt es sich doch um einen Auswahlführer. Auch in der Xeis-Auslese wurde erst zu einem späteren Zeitpunkt versucht, wieder eine vollständige Abbildung der Klettermöglichkeiten im Geiste einer "End-Bibel" vorzunehmen. D.h. was nicht ist kann ja noch werden und vielleicht schafft man es in einer späteren Auflage bei einem alten Rieder-Führer anzuknüpfen. Ich will damit auch keineswegs die Arbeit der Autoren schlecht machen, die so oder so ein beeindruckendes Werk geschaffen haben und deren Einsatz ich auch wegen meiner eigenen, deutlich weniger umfangreichen und aufwendigen Arbeiten zum neuen GBL-Kletterführer, für den ich nun auch schon ein 3/4 Jahr am werkeln bin, nachvollziehen kann.

Was mir aber abseits diese Kriteriums viel saurer aufstößt, ist der Umstand, dass einmal mehr einige (nach erstem Einblick) der aufgenommen alten "Klassiker" nicht ihren alten Stil beibehalten durften.
Sanierung da, Bohrhaken dort und schon wird aus einem alpinen Unterfangen eine weit weniger ernsthafte MSL (auch wenn nur die Standplätze saniert wurden!).

In den u.a. auch mit Beteiligung eines der Führerautoren ausgearbeiteten "Leitlinien zum Sanieren von Kletterrouten im Hochschwabgebiet (Juni 2014)" heißt es:

"2. Bei Sanierungen ist darauf zu achten, dass der Charakter der Route erhalten bleibt."
In dazugehörigen Unterpunkten wird dann näher darauf eingegangen was denn den Charakter einer Route verändern würde. Genannt wird das Entschärfen von zwingenden Stellen mit Bohrhaken und die Erhöhung der Hakenanzahl. Wenn es die Sicherheits-technischen Gegebenheiten erlauben, sollten alte A0-Haken im Zuge von Sanierungen sogar ersatzlos entfernt werden.

Alles sehr gute Ansätze, v.a. die grundsätzliche Aussage, dass der Charakter einer Route erhalten bleiben sollte! Ist es mit den genannten Unterpunkten aber wirklich getan? Wird der Charakter erst durch das Entschärfen von zwingenden Stellen geändert?
Der Schritt eine vollkommen BH-freie Route mit gebohrten Standplätzen zu versehen bedeutet gewiss eine Charakterveränderung und stellt dann viel weniger "scharfe" Anforderungen an ihre Wiederholer, als wenn jeder Stand selbst geschlagen, gebaut oder zumindest nachgebessert werden muss.
Der Schritt in der Charakterveränderung einer an den Standplätzen mit BH bestückten Route hin zu einer, wo nicht nur alle Standplätze sondern zusätzlich einige neuralgische Punkte mit Bolts versehen sind, ist dann schon ein deutlich geringerer. Je mehr Bolts stecken, desto weniger groß ist die Charakterveränderung wenn weitere Bolts hinzukommen.

Der erste Bolt bringt also grundsätzlich die größte Charakterveränderung einer Route mit sich.
Worauf ich hinaus will ist, dass ich die prinzipiell ja eh sehr zurückhaltende Herangehensweise bei Sanierungen, wie sie von den obigen Protagonisten ausgearbeitet wurde, für gut empfinde. Etwas stutzig macht mich allerdings, dass sie anscheinend die ungemein größerer Veränderung des Charakters einer Kletterroute nicht erkennen, die entsteht, wenn man gerade die Stände, als zentrales Sicherungselement, von Normalhaken udgl. auf BHs umstellt.
Die "Gefahr" besteht hierin, dass immer mehr Routen sanft mit Bohrhaken saniert werden, sich die nächste oder übernächste Klettergeneration in ihrem Denken aber wiederum weiter- oder zurückentwickelt (wie man's sieht) und im nächsten Schritt diesen Routen im Sinne einer Sanierung in Raten über die Jahre und Jahrzehnte hinweg immer mehr BHs hinzugefügt werden. Wäre man von Beginn weg ehrlich/streng geblieben, sehe es anders aus.

Außerdem entsteht durch die alleinige Abbildung, solcher zumindest sanft sanierter Routen, ein weiteres Dilemma, nämlich eben jenes, dass die wirklich alpinen Geschichten (weiterhin) unabgebildet bleiben und folglich auch der Stil solcher Routen immer weniger Beachtung findet.
Ich will jetzt nicht unterstellen, dass Routen auch deswegen saniert wurden, um sie überhaupt in den Führer aufnehmen zu "können". Sollte es aber doch so sein, wäre das ein weiterer Schritt in die falsche Richtung, da man dann Routen publikumsreif macht, anstatt sie in gegebenem Zustand einem reifen oder noch zu reifenden Publikum vorzustellen. (Anm. später: nach intensiverer Durchsicht muss ich fairerweise festhalten, dass sich auch die eine oder andere unabgesicherte oder eben klassisch nur mit Normalhaken versicherte Route finden lässt. Eine (bewusste) Auslassung solcher Routen hat also eindeutig nicht stattgefunden.)
Bezüglich der betroffenen Touren stellt sich für mich eben die Frage, wieso man diese nicht einfach im unsanierten Zustand aufgenommen hat? Für mich war es seinerzeit das Größte mit Hammer und Haken loszuziehen und alte Routen zu wiederholen, für die ich meine Kletterfähigkeiten als ausreichend empfand bzw. eigentlich wo ich mir sicher war, dass ich dafür gewappnet bin. Das ist ja gerade der springende Punkt mit den Alpinrouten. Andere waren eben noch außer meiner Reichweite; ein Rückzug wäre in vielen Fällen kaum möglich gewesen, obwohl ich zumindest immer zwei Ringhaken zum Abseilen dabei hatte. Eben aus dieser Gefahr heraus wollte und musste ich erst besser werden, um einen Einstieg wagen zu können.

Der Schwierigkeitsgrad spielt hierbei nur eine von vielen Rollen, das Gesamterlebnis/die Gesamtleistung zählt, sodass mir das Abstellen auf die reine Kletterleistung im Aplinklettern immer fremd erschien.
Du bist schon einen 7er oder 8er geklettert? Nicht schlecht. Ich eine alt bewertete IV+ ohne einen einzigen Bohrhaken. Was ist nun wirklich die imposantere Leistung?
Sich mit den damaligen Pionieren zu vergleichen, geht ohnehin nicht mehr. Alleine durch die Trainingsmöglichkeiten - ob in der Halle oder an den unzähligen Klettergärten und Plaisir-MSLs - und die moderne Ausrüstung ist das klettertechnische Level heutzutage von der Basis auf viel höher, sodass man bereits mit besseren Voraussetzungen zu den Routen kommt. Dann auch noch die Routen selbst zu "verbessern" ist doppelt "unfair".


Zu den Gedanken zum Bohrhaken selbst will ich allerdings mein altes Kletter-Ich sprechen lassen und die damaligen Überlegungen in ihrer ursprünglichen Form wiedergeben.
Auch heute noch, als Sportkletterer durch und durch, stehe ich voll und ganz hinter ihnen und verstehe eben nicht wieso man den Charakter alter Routen dermaßen verändern muss.
Den in einen überschaubaren Zeitraum nachfolgenden Klettergenerationen wird damit die Möglichkeit zum Abenteuer, zum Nachempfinden der damaligen Leistungen der Erstbegeher und das Erlebnis echten Alpinkletterns genommen. Betätigungsfeld mit Bohrhaken gäbe es auch abseits alter Routen genug (Neutouren) bzw. wurden ja schon zuvor einige oft begangene Klassiker unter ihnen saniert, wofür ich deutlich mehr Verständnis aufbringen kann (bspw. Hauseggerpfeiler, Baumgartnerweg, etc.).


Aber lassen wir mein altes ich sprechen:

2.5.2011 - Gedanken zum Bohraken (1):
"Die Leute argumentieren, dass es ihnen rein ums Klettern geht, also die Bewegung im Fels und nicht um das Abenteuer und das Gesamtpaket, welches eine Route zu bieten hat. Sie wollen keine Ängste ausstehen müssen, sie wollen einfach nur klettern.
Hierdurch wird das Klettern aber zum Sport alleine degradiert. Deshalb muss ich fragen: 'Wenn es wirklich nur ums Klettern als Sport geht, also um die Kletterbewegungen, warum muss ich dann alte Klassiker sanieren, wo ich doch dort nur genau dieselben typischen Kletterbewegungen vollführe wie sonst auch?'
Wenn es nur um die Bewegung und evtl. noch das Naturerlebnis geht, so gibt es wirklich genug Möglichkeiten dies an Bohrhakenrouten zu erleben und zu genießen.
Als Beispiel sei hier das gesamte Grazer Bergland genannt. Ist es aber doch so, dass manche Routen eine gewisse Aura umgibt, sie also einen besonderen Ruf haben und auch deshalb in Angriff genommen werden, so muss ich sagen, dass nicht die eigene Unsicherheit durch äußere Sicherheit ersetzt werden darf. Vielmehr ist es Pflicht eines jeden Kletterers sich den Anforderungen einer Tour anzupassen, also zu trainieren, Erfahrung zu sammeln, kurz besser zu werden und nicht umgekehrt die Route seinem eigenen Übungszustand anzupassen.
Dies würde nämlich schlussendlich dazu führen, dass absolut jede Route mit (Bohr-)Hakenabständen von 1-2 Meter eingebohrt werden müsste, um auch noch dem ungeübtesten Kletterer die Chance zu geben Touren zu wiederholen, für die er eigentlich (noch) zu schwach und unerfahren wäre, also üben müsste.
Man kommt nicht als Meister zur Welt und so liegt es im Ermessen eines jeden einzelnen, seine Routen/Ziele seinen indiviuellen Anforderungen entsprechend zu wählen und nicht alle Klettereien dieser Welt zu ein und demselben Einheitsbrei zu vermengen, wo schließlich die Gesamtanforderungen des Bergsteigens verloren gehen und das so vielfältige Klettern zum rein an der technischen Schwierigkeitsskala orientierten Sportklettern abgewertet wird.
Alpine Routen zu sanieren heißt ihnen ihren Charakter zu stehlen und nicht nur ihnen, sondern dem gesamten Alpinismus, der sich auch auf der Gefahr der Berge gründet.
Alpinismus ist nun einmal mit Risiko verbunden. Es derart zu minimieren, heißt den Alpinismus als solchen auszuhöhlen, ihn zu entkernen und seiner Werte zu berauben! Berg Heil!"

5.9.2011 - Gedanken zum Bohrhaken (2):

"Man soll nicht sichern um klettern zu können, sondern klettern und immer wieder gezwungenermaßen Sicherungen anbringen. Was ich damit meine ist, dass man keine Route gehen sollte, die man nur deshalb und dann klettern kann, weil/wenn viele Zwischensicherungen vorhanden sind, sondern man sollte eben klettern und hin und wieder eine taktische Sicherung setzen.
Man soll also nicht von Haken zu Haken klettern, sondern klettern und sich nach Felsstrukturen richten, wo Pausen einzulegen sind und Sicherungen gelegt werden."

5.9.2011 - Gedanken zum Bohrhaken (3):
"Solch wichtige Einstellungen wie jene zum Freiklettern, um nur das Beispiel zu nennen, zu welchem ich den Bezug herstellen will, müssen stets zeitlos bleiben.
Man darf nicht sagen: 'Kein normaler Mensch macht so etwas mehr!'
Nein, denn das heißt überhaupt nicht, dass es so besser oder gut ist. Es gibt ganze Jahrzehnte, wo ein Falschdenken herrschte, das als normal empfunden wurde.
Normal bedeutet aber nicht richtig, es bedeutet 'der Norm entsprechend.' So war es z.B. in den 1930er Jahren in Deutschland normal ein Nazi zu sein, was aber - und dies wird wohl niemand anzweifeln - keineswegs richtig war.
Wenn es heute als abnormal empfunden wird, nicht am Bohrhaken festzuhalten, also gegen gebohrte Sicherungen bzw. auch gegen jegliche Übersicherung überhaupt einzutreten, so heißt das noch lange nicht, dass dieses abnormale Denken auch falsch sein muss.
Ich denke, und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole kann ich trotzdem nicht genug darauf hinweisen, dass der Kern des Bergsteigens (Alpinismus) das Abenteuer ist.
Abenteuer bedeutet aber zu einem gar nicht geringen Teil auch Gefahr.
Gewisse objektive Gefahren kann man nicht ausschalten, andere sind selbstverschuldet und sollten nicht durch übermäßige Sicherung von außen ausgeschaltet werden, sondern durch eigene Übung und Erfahrung, nicht zuletzt auch durch Vorsicht, minimiert werden.
Bergsteigen heißt auch an überwundenen Gefahren wachsen; nicht Gefahren von vornherein auszuschalten. Ansonsten sollte man sich dem Wandern zuwenden, oder die bereits zur Genüge vorhandenen Bohrhakenrouten genießen, um die Berge zu erleben."

5.9.2011 - Gedanken zum Bohrhaken (4):
" 'Man muss mit der Zeit gehen! Bohrhaken sind heutzutage unerlässlich!'
Wohl kaum, weil wie gesagt die Einstellung zum bzw. die Philosophie des Kletterns und Bergsteigens zeitlos bleiben muss.
'Man muss mit der Zeit gehen?'
Glaubt denn wirklich jemand, dass auch wenn sich irgendwann die 'Zeiten' wieder ändern und man sich zum fairen Bergsteigen bekennt/besinnt, alle Bohrhaken wieder entfernt werden?
Glaubt denn wirklich irgendjemand, dass das Grazer Bergland jemals wieder bohrhakenfrei sein wird?
Ganz sicher nicht! Und es ist auch gut so, weil man auch nebeneinander existieren kann. Toleranz ist gefragt!
Dann wird dieser Konflikt zwischen klassischem Alpinismus und Sportklettern sicher ein Ende finden."


Ich finde es wie gesagt schade, dass einige alte Routen ihres Charakters beraubt wurden, viele andere dahingegen gar nicht beschrieben werden (z.B. auch Gschirrmauerkampl N-Wand). Besonders hart trifft mich insbesondere auch die Sanierung von Routen am Hofertalturm. Ich bin seinerzeit noch mit folgender Überlieferung "groß" geworden: "Ein echter Hochschwabkletterer bist du erst, wenn du am Hofertalturm gestanden bist!"
Dabei war es nicht die Schönheit der Route die mich gefiel, ehrlich gesagt war es die schlimmste Bruchpartie meiner Kletterkarriere, aber das Abenteuer auf dieser abgeschiedenen Felsnadel zu stehen, weit und breit kein Bolt, ganz auf sich alleien gestellt, das war es was den besonderen Reiz ausmachte. Das Abseilen auf den beiden schwindligen alten Normalhaken + dem einen den ich noch für die Moral dazu geschlagen hatte, alles mehr schlecht als recht mit einem Reepschnürl zusammen gefädelt, den Puls im Stehen auf 180, mit zittrigen Händen (ich übertreibe nicht), Meter um Meter herunterzählend, den ich dem Boden näher kam, das war eines der bedeutendsten Abenteuer meiner Alpinkletter-Karriere und erfüllt mich noch heute mit Stolz.  Durch das Einrichten einer Abseilpiste wurde hier jetzt ein ganzes Gebiet entwertet. Dabei wurde die Anzahl sanierter alter Routen in den letzten Jahren stetig vorangetrieben (z.B. schon davor Güntherweg, St. Ilgner Weg).

Mit einem beherzten Telefonat - ich musste damals als junger, kleiner aber begeisterter Hochschwabkletterer allen Mut zusammenfassen - habe ich 2010 oder 2011 erfolgreich verhindert, dass der Stanglpfeiler eingebohrt/saniert wurde. Er stand noch auf meinem Plan und ich wollte dieses Abenteuer fair bestreiten, sobald ich bereit dazu wäre.
Dass ich mich dann Ende 2011 ganz dem Sportklettern widmen und letztlich sämtliche Alpin-Tapferkeit einbüßen würde, war zu dieser Zeit noch nicht absehbar. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich mich mit dem alten Charakter nicht mehr einsteigen trauen, wie ich es mich auch bis zu meinem Alpinkletterende nicht getraut hatte.
Auch diese Route ist nun der Sanierung zum Opfer gefallen. Ein Einstieg erscheint mir nun nicht mehr allzu herausfordernd und daher wenig lohnend!
Im Gegensatz zu früher, wo ich erst eingestiegen wäre, wenn ich mir meiner dafür benötigten Fähigkeiten zu 100% sicher gewesen wäre, stünde einem echten Abenteuer jetzt immer das "Im Notfall seil ich halt ab. Die Stände sind ja eh gebohrt!" entgegen.
Aber ich glaube ich fange an mich zu wiederholen und wer bis hierher meine Gedanken nicht nachvollziehen und goutieren konnte, den werde ich wohl auch mit weiteren Argumenten nicht mehr überzeugen.

Dennoch kurz noch ein letzter Gedankengang zur vermeintlich gewonnen Sicherheit iZm gebohrten Routen. Objektiv mag es durchaus sicherer sein, eine sanierte Route zu klettern. Gesamt gesehen, werden dabei aber immer und immer mehr Routen einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt, die im Durchschnitt immer weniger alpine Kenntnisse/Fertigkeiten aufweisen, sodass letztlich eher ein mehr an Gefahr generiert wird, schlichtweg durch die vermehrte Inanspruchnahme der geschaffenen Möglichkeiten. Ein Unfall in einer "echten" Alpinkletterroute führt an sich mit hoher Wahrscheinlichkeit zu deutlich ernsteren Verletzung bzw. zu einem schwerer zu behebenden Unfall. Dem steht allerdings die äußerst geringe Fallzahl gegenüber, da sich beinahe keiner in die Routen wagt. Im übrigen ist es auch kein Argument, dass man die BHs ja eh nicht verwenden muss. Im Notfall sind sie eben da. Daran ändert es auch nichts, wenn ich sie nur als letzten Ausweg sehe.

Abschließend bleibt die Frage:
Müssen wir unsere Fähigkeiten der auserkorenen Route anpassen, oder sollten wir zukünftig alle Routen dem Können des Durchschnittskletterers anpassen, um die Berge einem größeren, aber nicht besseren Publikum zugänglich zu machen?
Und wenn die Bohrhaken nicht reichen, kommt schlimmstenfalls halt der Heli, oder?

Verletzungen...

Dieser Post erfolgt aus gegebenem Anlass! Nachdem ich mir bereits vor rund einem Jahr ein wenig eine Sehne im Sprunggelenk beim Hineinschlupfen (mit Schuhlöffel) in einen eng geschnürten Anzugschuh beleidigt hatte, zwickte diese immer wieder einmal. Nie wirklich schlimm, aber obwohl ich danach darauf achtete in keinen zu eng geschnürten Schuh mehr hineinzuschlupfen, konnte ich diese "Verletzung" nie ganz auskurieren. Mal spürte ich nichts, dann doch wieder. Nix schlimmes, aber natürlich versuchte ich dennoch das Problem loszuwerden.

So ging es rund ein Jahr, bis Mitte Juni dahin. Dann war es wieder einmal soweit, dass die Sehne ein wenig zwickte. Vielleicht etwas mehr als normal, aber nicht beunruhigend. Eher dachte ich mir, dass ich nun einfach wieder mehr Acht geben müsste und eben die Bequemlichkeit des Hineinschlüpfens erneut für ein paar Tage ablegne müsste und stattdessen eben  auf- und wieder zubinden angesagt wäre.

Irgendwann in diesem Zeitraum dürfte es passiert sein, dass ich auch beim Bouldern oder beim Seilklettern die "schlechte" Bewegung rekapituliert  und die Sehne noch etwas mehr beleidigt habe.
Von nun an war das Problem akut, von Verletzung konnte allerdings weiterhin keine Rede sein, daher ging es weiter wie bisher, nur mit noch mehr Vorsicht bei den einschlägigen Bewegungen.

Allerdings passierte es jetzt fast bei jeder Einheit, egal ob beim Zustieg oder beim Klettern selbst, dass es mir irgendwann bei einer blöden Bewegung einen Stich in der Sehne gab. Von "Auskurieren" konnte da schwerlich die Rede sein.
Den traurigen Höhepunkt fand das Ganze bei einem Besuch der Probebühne. Dort ist das Absprunggelände leicht abschüssig, sodass man meistens noch einen Schritt rückwärts macht, ehe man sein Gleichgewicht findet.Genau diese Bewegung (Schwerpunkt auf der Ferse und leicht angezogenen Fußschaufel, i.e. angespannte Sehne) war pures Öl ins Feuer.

Nun war klar, dass ich früher oder später eine volle Pause brauchen würde, um die Sehne zu regenerieren. Mit Salben-schmieren wollte ich diesen Zeitpunkt aber noch ein wenig hinauszögern, um zumindest noch mein neue Ziggi-Route "Decision Time" und evtl. auch noch den neuen Boulder an der Probebühne abhaken zu können.

Das Psycho-Game iZm Decision time ist wiederum eine andere Geschichte. Zum Durchstieg sollte es auf alle Fälle nicht mehr kommen. Denn in den Wochen vor meiner Ziggi-Einheit war es mit meinem Sprunggelenk konstant abwärts gegangen. Immer öfter gab es mir einen Stich in der Sehne und waren es anfangs nur blöde Bewegungen die einen solchen auslösten, wurden diese immer profaner, bis schlussendlich sogar gewisse Fußstellungen beim Klettern den Schmerz auslösten. An ein normales Sportklettern war daher nicht mehr zu denken (Bouldern sowieso nicht) und die Pause nun unumgänglich.

Was mich aber überhaupt dazu veranlasst hat diesen Post zu schreiben ist, dass ich von meiner Fingerverletzung weiß, dass ich nicht unfitter zurückkommen werde. Ganz im Gegenteil! Nach meiner Fingerverletzung und der rund 1 1/2 jährigen Pause konnte ich Projekte abziehen, die ich davor, trotz hoher Fitness, intensiv probierte...erfolglos!
Außerdem versuche ich das Positive zu sehen. Erstens passt der Zeitpunkt optimal. Natürlich ist eine Verletzung immer ungut und sollte mit allen Möglichkeiten vermieden werden. Wen es aber passiert, gibt es natürlich bessere und schlechtere Zeitpunkte.
Mich hat es diesmal zum bestmöglichen Zeitpunkt erwischt:
1. war meine Klettermotivation ohnehin nicht allzu hoch, da die Seilsaison bis dato recht frustrierend verlief und ich auch kein wirkliches Projekt hatte, welches ich in absehbarer Zeit würde punkten können.
2. wollte ich die beiden intensiven Arbeitswochen Ende Juli (Quartalsabschluss) ohnehin als Reg.-Wochen i.e. low-intensity&volume Wochen nutzen.
3. anders als bei einer "normalen" Kletterverletzung" kann ich meinen Oberkörper/meine Finger weiterhin trainieren und damit sogar einen neuen Reiz setzen.

Daher werde ich diese Zeit nun dazu nützen um neue Motivation zu fassen, mein Kletterleben der letzen Jahre wieder mal zu rekapituliern und evaluieren, um dann neue effektive Akzente zu setzen, und eben zu guter Letzt um gezielt ein wenig an meiner Fingerpower zu arbeiten, dabei aber dem Körper mal zwei Wochen die Ruhe zu geben, die er ab und an benötigt, um danach wieder Höchstleistungen erbringen zu können.

In diesem Sinne: "Come back stronger....AGAIN!"


Verletzungs-Tagebuch Sprunggelenk (Verlauf):

12.7.2020: letzte Klettereinheit; Pause nach Schmerzen selbst während des Klettern unumgänglich
13.7.2020: 1. Pausetag...klarerweise keine Veränderung (auch zwei- und dreitägige Pausen mache ich ohehin regelmäßig)
14.7.2020: klarerweise noch keine Veränderung
15.7.2020-19.7.2020: Sprunggelenk zeigt keine Verbsserung, eher nehmen die Schmerzen sogar noch zu (empfindlicher).
20.7.2020: mittlerweile bereits 7 Pausetage hinter mir; eindeutig schlechter als besser geworden, daher Arztbesuch um Überweisung zu MR zu erhalten --> letztlich "nur" Überweisung zum Röntgen und Ultraschall. Ab nun Behandlung mit "Rheumon" (Salbe) --> 3x täglich.
21.7. Arbeit im Office; am Rückweg spüre ich den Fuß mehr denn je; der betroffene Bereich juckt, was ich zunächst als positives Signal deute; im Verlaufe des Abend werden die Schmerzen allerdings immer mehr, sodass ich kaum noch aufsteigen kann. Letztlich kann ich vor lauter Schmerzen nicht einschlafen und wie aus dem nichts bekomme ich komplett Schüttelfrost. Als letzten Ausweg nehme ich Voltaren rapid. Danach kann ich zum Glück einschlafen. Erholsame Nacht wird es trotzdem bei Weitem keine. Tiefpunkt des bisherigen Verletzungsverlaufes.
22.7.2020 wiederum Arbeit im Office. Bin aufs Schlimmste eingestellt; bleibt zum Glück aus. Immer noch starke Schmerzen und deutliches Humpeln, aber besser als Tags zuvor.
23.7.2020: home office; deutliche Schonung --> kein Fußtritt zu viel; weitere Verbesserung
24.7.2020: weitere Verbesserung, aber Fuß ist (weiterhin?) geschwollen. Einen Stich gibt es mir nur noch ganz selten und nie ganz schlimm --> Schonung gelingt, wobei ich bewusst darauf achte nicht zu sehr in eine Schonhaltung zu verfallen, sondern einfach nur unkontrollierte/blöde Bewegungen zu vermeiden.
25.7.2020: Schwellung geht zurück; subjektiv weitere Verbesserung hinsichtlich Schmerzen und Empfindlichkeit.
26.7.2020: nach deutlich mehr Bewegung am Vortag haben die Schmerzen wieder leicht zugenommen.
27.7.2020: der negative Trend setzt sich leider fort --> im Endeffekt deutliche Verschlechterung; am Abend spürte ich beim Eincremen eine deutliche knotenartige Verdickung auf der Sehne
28.7.2020: Arbeit im Office; versuche längere Fußstrecken (Hin- und Rückweg zur Bushaltestelle) zu vermeiden, indem ich Krücken verwende; dies gestaltet sich deutlich schwerer als gedacht (Laptoptasche/langsames Vorankommen); im Büro selbst möglichst normales bewegen, da übertrieben Schonung mit der Erfahrung von letzter Woche eher kontraproduktiv erscheint.
29.7.2020 Schmerzempfinden wieder etwas besser; heute Röntgen und v.a. Ultraschalluntersuchung: Sehen i.O., aber leichte Flüssigkeiteinlagerung im betroffenen Bereich erkennbar --> evtl. etwas bei Kapsel; weitere Abklärung nur im MR möglich; konservative Therapie möglich und nötig (Vernarbung sollte ggf. nach gewisser Ruhezeit von selbst eintreten). Morgen dann Befundabholung und Arzttermin.
30.07.2020: Tag 18 der Pause; Röntgenbefund war wie erwartet unauffällig, Ultraschall wusste ich ja ohnehin. Bin dann gleich mit dem Befund zum ehemaligen Hausarzt und hatte ein Deja-vu, als dieser nach meiner Bemerkung dass es weiterhin schmerze, einfach meinte, dass ich weiter pausieren solle. Klar danke! Vielleicht würde ich aber auch gerne wissen was ich habe und nicht ins Blaue hinein kurieren! Noch besser war nur der (Privat-)Sportarzt der mir, nachdem ich mich hilfesuchend an in gewandt hatte, dazu riet es mit dem Klettern doch einfach sein zu lassen und ich mir doch einen anderen Sport suchen sollte. Geht's noch?! Für was zahl ich dich du ...? Diesmal war ich nicht ganz so baff und fragte, ob er mir nicht wenigstens eine  Überweisung zum MRT ausstellen könnte, was er dann zum Glück auch tat.
31.7.2020: Terminvereinbarung für MRT ist erstaunlich gut gelaufen. Bereits in einer Woche habe ich Termin. Am Nachmittag wage ich erstmals den Schritt auf den Fahrersitz und siehe da, es geht recht gut. Ich habe zwar ein "Gefühl" in der Sehne, den Schmerz löse ich durchs Kuppeln allerdings nicht aus. Besuch bei Armin in der Halle. Ich teste ein wenig am Campusboard herum. Nichts arges (nicht weit hinauf), aber immerhin kann ich ein paar Züge machen, was doch deutlich befriedigender ist, als nur stupide an den Leisten zu hängen. im Endeffekt wird es eine kleine aber feine Campus-Einheit (20-30 min).
1.8.2020: Der Schmerz wird durch immer weniger Bewegungen ausgelöst, er ist aber noch da. Habe nun neben Rheumon und Pferdesalbe auch noch mit Topfen angefangen. Der kühlt gut und soll auch entzündungshemmend wirken. Außerdem verwende ich seit ein paar Tagen (30.7.) Rheumon nicht nur als Salbe, die ich einziehen lasse und das war's, sondern auf anraten des Arztes nehme ich etwas mehr als normal, verschmiere sie nicht allzu gut und wickle dann den Fuß mit Frischhaltefolie ein. So kann die Salbe über Nacht langsam einziehen und länger wirken.
2.8.2020: Gleichbleibend gut bzw. vlt auch besser. Die Schritte von Tag zu Tag sind klein, aber im Zeitverlauf doch merkbar.
3.8.2020: Ich versuche zu erfühlen, wie viel von der knotenartigen Verdickung auf der Sehne noch da ist, merke aber nur ein paar Unebenheiten (kein Knubbel). Im Vergleich mit der Sehne am rechten Fuß erkenne ich keinen Unterschied. Dabei fällt mir auch auf, dass die Sehne nicht mehr berührungsempfindlich ist. Das ist sehr erfreulich. Kurz denke ich, dass ich es vielleicht bereits hinter mir habe und nun nur noch ein paar "Sicherheitstage" dranhängen muss. Später merke ich, dass bei gewissen, speziellen Bewegungen der Schmerz aber doch noch vorhanden ist. Dafür kann ich nun das Hosenbein wieder ganz normal über den Fuß ziehen, ohne den Schmerz auszulösen. Same mit Socken ausziehen. Die Hoffnung ist da, dass es in einer Woche + einer weiteren "Sicherheitswoche" vorbei sein könnte. Mal sehen!
4.8.2020: Vermehrte Konzentration auf Schmerzen. In der Nacht habe ich leider eindeutig festgestellt, dass noch Schmerzen vorhanden sind (in gewissen Liegepositionen bzw. bei Positionswechseln). Auch in der Früh beim Hineinschlüpfen in den Anzugschuh trat ein leichter Schmerz auf. Generell habe ich heute wieder etwas mehr Schmerzen, bzw. vielleicht nehme ich sie nun auch nur bewusster wahr, weil ich mich mehr darauf konzentriere.
5.8.2020: keine Veränderung
6.8.2020: keine Veränderung; hatte heute MRT-Termin; Befund bereits am Abend erhalten, allerdings kann ich ihn nicht eindeutig auslegen, also aus der Fachsprache nicht wirklich herauslesen, ob denn nun etwas gravierendes vorliegt oder nicht. Also gilt es den Sportarzt-Termin am Dienstag abzuwarten.
7.8.2020: Tag 26 der Pause. Heute wieder einen Druckschmerz beim Ausziehen der Socke verspürt. Diese Verletzung ist wirklich eine Achterbahn der Gefühle! Seit Beginn meiner Pause hat sich in punkto Wohlbefinden nichts zum Positiven verändert. Wenn ich mir eine Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (alles bestens) vorstelle, würde ich sagen bin ich bei 5 in die Pause gegangen. In den ersten 1 1/2 Wochen hat es sich konstant verschlechtert mit einem negativen Peak bei 2 würde ich sagen. danach verbesserte sich die Lage wieder und schwankte dann zw. 4 u 5. Am letzten Montag hätte ich gesagt war ich dann gefühlsmäßig bei 6 herum, mittlerweile eher wieder im Bereich 4-5 und somit keiner Veränderung seit dem Antritt der Pause.
8.8./9.8./10.8.: wenig Änderung, evtl. leichte Verbesserung
11.8.2020: Tag 30 der Pause; Decision Day; heute endlich Termin beim Spezialisten. Der Termin beginnt zunächst einmal ärgerlich, da die MR-Bilder noch nicht an den Arzt übermittelt wurden (Institut DZG). Der Arzt untersucht allerdings den Fuß anhand gewisser Bewegungen und beobachtet den Gang --> Diagnose Fehlstellungen (Senkfuß). Er verschreibt Einlagen, die ich dann konsequent tragen solle und ca. 4-6 Wochen weiter Pause sollte ich auf alle Fälle noch machen, bis ich komplett schmerzfrei bin und erst dann wieder mit dem Klettern anfangen.
Zum Schluss kommen die nochmals nachgeforderten Bilder zum Glück doch noch an. Auch im MR ist, wie schon bei Röntgen und Ultraschall, alles unauffällig, sprich keine Schäden an Sehnen, Bändern, Gelenken und Kapseln erkennbar.
Ich bin bezüglich der Diagnose etwas zwiegespalten: Einerseits freut es mich, dass anscheinend nicht gröberes vorliegt und ich werde wohl die nächsten tage auch wieder zu klettern probieren, denn da hatte ich bis zum Schluss ja keine Schmerzen (gilt nicht für Zustieg und Bouldern!), weswegen ich auch nicht einsehe, wieso ich eine Tätigkeit einschränken sollte, die gar keine negativen Auswirkungen zeitigt. Soweit zum Positiven.
Andererseits bleibt nun natürlich alles ein wenig schwammig, denn wenn nichts ersichtlich ist, wieso tut der Fuß dann weh? Und wie komme ich den Schmerzen am besten bei? Die Einlage kann keine Dauerlösung sein und ändert ja nichts an der Fehlstellung des Fußes, sondern gleicht diese nur beim Tragen aus. Nur wann trage ich diese. In der ARbeit sitze ich fast nur und beim Hin-/Rückweg gehe ich nur gerade auf der Straße (i.e. wenig bis keine Belastung). Zustiege, also steile Wege, werde ich auch in nächster Zeit noch meiden. Hier hätten die Einlagen dann aber vlt in den nächsten Wochen durchaus Sinn. Die eigentliche Reha muss mM aber über eine Stärkung der Muskulatur usw. erfolgen, sodass ich hier auf alle Fälle über Physiotherapie ansetzen werde. Soweit mein Plan für die nächsten Wochen: Seilklettern ohne Zustieg (bis Einlagen vorhanden --> Ziggi, Adlitzgräben), Physio und wenn Einlagen vorhanden auch wieder Gebiete mit nicht allzu steilen Zustiegen und gutem Stehgelände (z.B. Weiße Wand, Kolosseum, Folterkammer --> jeweils mit Zustieg über den markierten Wanderweg). Ich hoffe aufs Beste!
12.8.2020: Back on the rocks; alleine fahre ich zu einem Secret Spot nahe meiner Haustüre, um ein wenig an "meiner" Trainingstraverse anzutesten. Ich klettere gewollt oder ungewollt mit einer ziemlich Schon-Klettertechnik. Beim Ausdauerspulen in der Traverse, spätestens in der zweiten Runde lässt sich diese aber nicht durchwegs beibehalten. Aber ich will eh Ergebnisse und Echt-Bedingungen. So oder so habe ich aber bereits zuvor die Sehne einmal kurz "gemerkt". Es war nicht der stechende Schmerz, aber doch ein negatives Gefühl, das ich hatte. Gesamt mache ich drei Durchgänge mit je 1 1/2 bis zwei Runden. Von mal zu mal merke ich die Sehne etwas mehr, spätestens nach dem zweiten Durchgang fühlt sie sich entzunden an. Der initiale Schmerz wird nicht ausgelöst. Das ist aber auch schon das einzig Positive, dass ich von meinem Comeback-Versuch mitnehmen kann. Mit deutlichem Entzündungsgefühl verlasse ich den Spot und trete die Heimreise an. Der Kampf gegen meinen unsichtbaren Feind geht weiter, leider!
13.8.-17.8.2020: keine wesentliche Veränderung
18.8.2020: Termin beim Physio: auch dieser Besuch bringt nicht unbedingt Licht ins Dunkel. Klar ist aber, dass etwas tiefergreifenderes vorliegen muss und die "Überdehnung" wohl nur das Produkt eines anderen älteren Problems ist --> was auffiel und auch ich nun vermehrt merke, bzw. vielleicht nun auch einfach mehr Acht darauf gebe, ist die enorme Spannung in den Zehen im linken Fuß. Das habe ich nicht erst seit der Verletzung, aber derzeit kommt es mir doch besonders schlimm vor. Ich kann diese praktisch nicht entspannen. Wenn ich versuche locker zu lassen zieht vor allem den "Zeigezehen" eine enorme unsichtbare Kraft Richtung großen Zehen und auch der kleine Zehen ist recht nach innen gezogen. Nach der Physio fühlte sich der Fuß schon etwas mitgenommen an, er wurde aber auch viel herumbewegt und auch eingerichtet, also wohl eh normal.
19.8.- 20.8.2020:  Es ist seltsam: Irgendwie spür ich den Fuß mehr als vor der Physio, allerdings fühlt es sich nicht unbedingt entzunden an und wenn nur leicht, aber was die Bewegungen betrifft die Schmerzen auslösen, habe ich das Gefühl dass es etwas besser ist. Auch ein knicken des Fußes nach außen, wie etwa beim Schneidersitz, schmerzt nicht mehr so sehr. Es bleibt spannend.....und langwierig! Am Montag ist Dr. Lanz vom Urlaub retour. Ich hoffe, dass ich dann bald einen Termin bekomme.
Am WE will ich etwas Seilklettern gehen. Nachdem es nach dem Bouldern kurz schlechter war, langfristig aber keine besonderen Folgen gezeitigt hatte (vom Gefühl her bewege ich mich weiterhin so um 5/10 herum), habe ich vor in Zukunft zumindest einmal alle 1-2 Wochen klettern zu gehen. Der Lagerkoller ist mittlerweile doch enorm und wenn jetzt dann kühlere Temperaturen, ergo bessere Bedingungen, kommen, wird es sicher nicht besser :/
21.8.2020: Bereits 40 Tage Pause liegen hinter mir. Zu Mittag mach ich wieder mal eine Hangboard-Session. Der Ringfinger rebelliert leider wieder ein wenig, allerdings nur in der 3-Finger hängend Position auf der Mikroleiste. Das Zweifingerloch (Mittel- und Rimgfinger( ist kein Problem). Danach bin ich bei Armins Halleneröffnung. Ich habe vor auch ein wenig anzubouldern, um zu sehen, wie es bei kontrollierten Abstiegen direkt über dem Boden läuft (mit Blick auf harte Sitzstart-Boulder wie z.B. Base Session in Merkenstein). Aus ein wenig Sitzstarts probieren wird aber schnell normales bouldern, doch schon nach ein paar Minuten gibt es mir den ersten Stich im Fuß, den ich vorerst noch nicht als Abbruch-Grund sehe, als dann aber noch zwei weitere kommen, beende ich die Boulder-Session. Was mir aber auffiel war, dass die Stiche eigentlich nur in so Schieberei-Bouldern auftraten, wo man sich seitlich über den Fuß schieben muss. Nach einigen Pauseminuten entscheide ich es nochmals im Überhang zu versuchen und siehe da, es klappt. Keine Schmerzen! Zumindest nicht beim Klettern, denn als ich ganz normal abspringe gibt es mir doch wieder einen Stich. Ich klettere noch einige Zeit weiter, mit Bedacht immer am unverletzten Fuß zu landen. Es geht! Das ist ein ordentlicher mentaler Boost für meine leidende Kletterseele. Begrenzt kann ich wohl wieder ein wenig moven!
22.8.-1.9.2020: Endlich bewege ich mich auch wieder im Freien. Die Klettereinheiten verlaufen an sich recht gut, wobei es mir doch immer wieder einen Stich gibt. Mein Fazit: Ein klettern in gewohnter Manier (3-4x/Woche) ist sicherlich noch nicht ratsam, aber zumindest eine Einheit pro Woche sollte keine langfristigen negativen Auswirkungen zeitigen. Vor allem steiles Gelände bereitet wenige Probleme und neben Ziggi war auch der Huatluckn-Zustieg kein Problem, d.h. wieder ein Spot mehr...yippie!
Nun erwarte ich mit Spannung meinen Arzttermin bei Dr. Lanz am Mi, 2.9.2020.
Danach (>2.9.2020):
Wirkliche WUnder hat der Arzttermin bei Dr. Lanz auch nicht gewirkt. Habe wiederum ein paar Dehnübungen, tlw. überschneidend mit jenen vom Physio erhalten und die werde ich nun versuchen konsequent in meinen Alltag aufzunehmen. Eine rasche Lösung erschien damit nicht herführbar. Daher habe ich einfach wieder ein paar Versuche im Gelände unternommen und was soll ich sagen: spüren tu ich den Fuß schon immer wieder. Von Schiebereien (technischen Platten- und Wandklettereien) halte ich mich bis auf weiteres fern. Im überhängenden Gelände bin ich praktisch schmerzfrei, mal von ganz brutalen Runterdrehern abgesehen. Von da her lautet die Taktik: Übungen umsetzen, Klettern gehen aber nicht zu oft (nur 1-2 mal/Woche) und dabei blöde Bewegungen (und entsprechende) Routen nach Möglichkeit meiden. Damit sollte das Beeinträchtigungslevel zumindest nicht schlechter werden.

Das ist also der Status Quo, mit dem ich derzeit eigentlich ganz gut leben kann. Dauerhaft will ich aber natürlich versuchen wieder schmerzfrei zu werden.
 


Monday 18 May 2020

Der 7C Boulderfluch?!

Diese Bouldersaison war extremst geil und durch viele Höhepunkte geprägt. Ich fühlte und fühle mich super in Form und so konnte ich mir bereits im Winter einige 7A-7B Boulder abholen.
Nur, 7B war ich auch schon 2015 und 2017 gebouldert, also überschwängliche Freude ist dann trotz allem nicht ausgebrochen. Wenn ich mich dermaßen stark fühlte, wieso konnte ich dann nicht endlich mal wieder mein Limit nach oben verschieben?

Meine frühere Herangehensweise war eigentlich immer grade-skipping. Am liebsten wollte ich also auf meine 7Bs gleich 7Cs und im besten Fall den Grad 8A folgen lassen. Wohin das führte kann man sich vorstellen. Die Grade wurden nicht gefestigt und so konnte es leicht vorkommen, dass anstatt der gewünschten 7C eher die nächste 7A das Problem war.
Nun klar, beim Bouldern läuft das Ganze deutlich spezifischer ab und so kann einem eine Crimp-7C auch durchaus leichter fallen als ein 7A-Sprung. Kommt halt darauf an wo die eigenen Stärken/Schwächen liegen.

Nur muss einem irgendwann klar sein, dass dann dennoch zumindest - ich sag mal  Hausnummer - jeder zweite Boulder in seinem Schwierigkeitsgrad funktionieren sollte. Und das war nicht der Fall.
 So kam es, dass ich zwar die eine oder andere 7C probierte anstatt 7Bs, obwohl diese Großteils genau so wenig funktionierten. Zumindest das Ergebnis blieb dasselbe: keine Chance!

Diese Saison aber war anders! Nicht nur dass ich mir diesmal bewusst mehrere Boulder "meines" Grades ausboulderte und schlussendlich auch als ich einige 7Bs beisammen hatte, nein auch als ich schließlich doch wieder eine 7C probierte, fühlte sich das diesmal deutlich richtiger an.

Mein erstes 7C-Projekt Im Winter 2019/20 war nach dem Durchstieg von "Flow" (7B) die benachbarte "Tittenlilli". Und siehe da, es ging nicht so schlecht. Nachdem ich unten meine Beta ein wenig geändert hatte, konnte ich zunächst bis zum Standstart durchklettern und dann sogar noch 2-3 Züge darüber hinaus. Der Standstart selbst ist so im 7A/+ Bereich angesiedelt, wobei richtig schwer ist eigentlich nur ein Zug. Aber in Tittenlilli, wenn man von unten kommt, wird's mit 16 Zügen dann schon ganz schön kraftausdauerig.
So entschied ich dann irgendwann, dass ich mir diesen Boulder lieber für den Übergang zur Seilsaison aufbehalten würde, wenn ich ohnehin schon ein wenig mehr Ausdauer hätte. Mir dauerte das Ganze dann einfach schon viel zu lange und die Motivation Ausdauer aufzubauen fehlte (noch).

Im Winter war aber noch ein anderes Gebiet Ziel meiner Gelüste und zwar, wie könnte es anders sein, Merkenstein!
Hier probierte ich mich gerade an zwei 8As. Die Sinnhaftigkeit sei an dieser Stelle dahingestellt =)
Eines Tages, als ich mit der 8A für diesen Tag bereits abgeschlossen hatte, entschied ich mir als zweites und leichteres Max.-Projekt noch "Tesla" (7C) anzusehen und siehe da es ging hervorragend.
Der erste Zug des Sitzstarts, der als Crux angesehen werden kann, ging recht bald. Die anderen beiden Sitzstart Züge ließ ich daher vorerst mal weg und konzentrierte mich an diesem Tag noch auf den Standstart. Dieser kam mir für 6C allerdings knüppelhart vor, beinahe gleich schwer wie der Sitzstart-Cruxzug. Ich konnte den Standstart aber noch an diesem Tag punkten und so war ich sehr zuversichtlich den Gesamtboulder beim nächsten Besuch einfach nur abknipsen zu müssen, zumal einige auch meinen, dass es ein leichter 7C bzw. sogar nur 7B+/C Boulder ist.

Die Situation beim nächsten Besuch stellte sich aber gänzlich anders dar. Nun ging der erste Zug nur noch äußerst sporadisch, obwohl ich diesmal davor keine 8A probiert hatte und selbst wenn ich ihn hielt, war der Zug danach bzw. das Fuß-Hochstellen brachial schwer. Die nächsten 2 Besuche hatte ich zwar guten progress und konnte schließlich sogar bis in den Standstart klettern, dort ging aber alle drei mal als mir dies gelang etwas schief, sodass ich nicht zum Top gelangte.
Schlussendlich wurde es dann wirklich zu einer Kopfsache und der erste Zug ging immer schlechter, anstatt besser und letztendlich ging auch die Freude verloren.
Kein progress und keine Freude am Boulder? Keine gute Kombi, also hieß es trotz der bereits sehr vielversprechenden Versuche abbrechen und auf zu neuen Zielen!

Hier kam dann wieder ein Gebiet in heimischen Gefilden in den Fokus, welches ich im Winter entdeckt hatte. Gut, war auch nicht allzu schwer. Man sieht es nun hervorragend von der Schnellstraße (Schlag). So begann ich dort mit dem Erschließen und konnte mit einige 7A Erstbegehungen und leichteres Zeug sichern. Zum Schluss verblieb die logischte und schönste straight-up Linie, es war aber auch die schwerste, irgendwo im Bereich 7B/C. Perfekt also eigentlich.

Die Versuche liefen vielversprechend und ich hatte stets einen guten Fortschritt. Als ich dann auch für den 1. Zug (=Cruxzug) eine Lösung gefunden hatte, war klar: das geht!
Und dann kam Corona bzw. noch nicht, denn mein Projekterl konnte ich mir tatsächlich noch holen und mir damit einen neuen Grad, nämlich 7B+, erschließen. Das Manko war aber klar: es war keine 7C!
In der Corona-Zeit war dann zunächst nicht viel möglich und ich beschränkte mich auf Bouldertraversen, was zugleich den Übergang zum Seilklettern einleiten sollte. Hier hatte ich am 3.50er Block noch ein kleines feines Projekterl: die Ultratraverse, also wirklich vom einen Ende des Blocks zum anderen (d.h. Kombination aus "Living On" und "Good to be back" --> gesamt rund 55 Züge!).

Die Ausdauer baute sich langsam auf und als ich auch dieses Projekt punkten konnte, war ich superhappy über den Durchstieg und das sich die Ausdauer nun auf einem guten Startlevel für die Seilsaison befand.
Nur die ließ dank Corona weiter auf sich warten und Woche um Woche verging, sodass ich statt Seilprojekterl auch wieder neue Boulderprojekte ins Auge fasste. Das war zunächst ISO 9001, die auch nicht so schlecht klappte. War durchaus vorstellbar, wenn auch nicht mein Stil. Brachiales anheizen halt. Und das zweite Manko war, dass sie von vielen eher als 7B+ bewertet wird. An sich egal, nur ich wollte jetzt endlich meine ersehnte 7C klettern und fühlte mich bereit dafür.

An Tittelilli war zu diesem Zeitpunkt leider schon nicht mehr zu denken. Die hätte nun wirklich gut gepasst, aber Peggau war mittlerweile gesperrt und mir keine Anzeige wert. Außerdem könnte stures Handeln in der angespannten Situation dazu führen, dass Peggau vielleicht für immer wegfällt.
Naheliegend erschien es daher auch mal wieder zur Rapunzelwand zu schauen. Hier hatte ich einst mein erstes 7C-Projekt auserkoren und auch wenn ich im letzten Winter mal wieder dort war und den leistigen Anfangsboulder letztlich beiseite gelegt hatte, da er Gift für meinen (ehemals) verletzten Finger war, so könnte ich dennoch - falls sich diese Einschätzung bestätigen sollte - zumindest noch ein bisschen den zweiten Teil, welcher sich so im 6C+ Bereich abspielt, spulen.

Der erste Besuch verlief zunächst sehr vielversprechend und ich konnte eigentlich sofort wieder meinen alten highpoint vom Dezember 2014 erreichen. Das Hook-Lösen blieb aber auch weiterhin das (zu lösende) Kriterium, wobei ich auch hier Fortschritte merkte. Zunächst versuchte ich verschiedene Positionen für den linken Fuß, um möglichst kontrolliert den rechten Hook lösen zu können und bestenfalls den linken Fuß sogar an der Wand zu behalten.
Hierbei blieb es aber leider lediglich bei Ansätzen, sodass ich letztlich zur alten Variante zurückkehrte, also linken Fuß hinaussetzen, Hook kommen lassen, auspendeln und dann wieder gezielt Füße zur Wand bringen.
Dies fühlte sich recht bald sehr machbar an, auch konnte ich mich frei hängend recht gut an den beiden Leisten halten und dann die Füße wieder zur Wand bringen. Es ging also wirklich nur ums Schwung abfangen.

Allerdings merkte ich, dass dieses Ausschwingen, rein auf den kleinen Leisten hängend, alles andere als gut für meinen rechten (ehemals verletzten) Finger war. Er begann zwar noch nicht anzuschwellen, dafür war nun aber sogar wieder das ungute Knacksen im Gelenk zurückgekehrt.
Kurzum, ich wusste, dass ich die Stelle prinzipiell so auflösen könnte, doch würde das sicher noch ein, zwei, drei Tage mehr bedeuten, an denen ich meinen Finger solch hohen Belastungen aussetzen müsste. Daher war mit Blick auf die Verletzungs-Prophylaxe klar, dass ich mir entweder wieder einen anderen Boulder suchen müsste, oder hier eine neue Lösung.

Prinzipiell aber fühlte sich ja alles sehr solide an und so werkelte ich noch ein wenig herum. Unter anderem versuchte ich auch wieder eine Lösung, die ich bereits seinerzeit probiert, dann aber als zu schwer verworfen hatte. Dabei geht man mit rechts nicht auf die seltsame "Crispy-Leiste" (über der linken Seitzwick-Leiste), sondern in den Diagonalriss darüber. Dieser ist um einiges schwerer zu halten, ich erhoffte mir aber danach besser voranzukommen als in der anderen (und wohl Standard-)Lösungsvariante.

Nun, es ging! Schwierig war gar nicht so sehr das Hineinkommen in den Riss, sondern auch diesen genügend blockieren zu können, um weiterzugreifen. Aus der Position heraus funktionierte es aber immer wieder, also musste es eine Körperschwerpunkt-Geschichte sein. Das Hook-Lösen ging mit dieser Variante schließlich um Welten einfacher, dafür kam aber unerwarteter weise noch eine zweite Crux bei den eigentlich sehr guten Abschlussleisten des 7C-Teils hinzu, wo es in der Standardvariante eigentlich bereits gegessen wäre.

Dadurch dass der Diagonalriss doch deutlich höher liegt passt die Körperposition nicht so gut und man muss den linken Seitgriff praktisch herblockieren. Ich schaffte den Zug zwar einmal mit einem coolen Dropknee, aber als ich beim nächsten mal mein Glück wiederholen wollte, gelang mir das nicht mal als Einzelzug. So würde das nichts mit dem Durchstieg werden. Also wieder weiterfeilen!
Zu guter Letzt fand ich eine neue Fußposition, bei der sich der Zug halbwegs solid anfühlte, zumindest als Einzelzug.

Nun konnten die Durchstiegsversuche beginnen. Zunächst einmal war es nun aber deutlich härter als gedacht den Diagonalriss in die Weitergreif-Position zu übersetzen.
Schließlich konnte ich diesen aber einmal gut "einfädeln" und inkl. lösen des Hooks durchklettern, d.h. ich fiel beim Zug zum guten linken Abschlussgriff, aber noch vor der harten zweiten Crux.
Für diesen Tag war ich schließlich bereits zu zerstört für weitere Versuche, probierte aber nochmal den zweiten Cruxzug als Einzelzug hinzubekommen. Das wurde eine echte Herausfordeung, doch irgendwann klappte es zum Glück, sonst hätte ich vielleicht das Handtuch geworfen, wobei ehrlicherweise muss man auch sagen, dass es an diesem Tag recht warm war (~20°C). Ans Spulen der Resttraverse, war an diesem Tag nicht mehr zu denken.

So war das Fazit durchaus positiv, doch wusste ich dass es vorerst mal keinen Sinn hatte weiterzuprobieren. Ich müsste hoffen, nochmals einen etwas kühleren Tag/Tage zu erwischen.
Ein paar Tage später bot sich genau diese Gelegenheit. Ca. 15°C und trocken.

Beim Spot angekommen war ich hochmotiviert und wärmte erst mal auf. Die Erwartungshaltung war aber noch nicht allzu groß, vielmehr wollte ich diesen Tag einfach dazu nützen um einen neuen highpoint zu schaffen und abschätzen zu können, wie schwer die zweite Crux wirklich ist, wenn man bereits vom Start kommt.
Nachdem ich mich gut aufgewärmt hatte und auch die Resttraverse recht solide geklettert war, machte ich mich an den ersten Versuch.
Dieser sollte an sich nur dazu dienen die Musklen und Sehnen wieder auf die Belastung einzustimmen und der 2. und 3. try wären dann an sich die scharfen gewesen.
Wie man sich bereits denken kann lief es gut und nachdem der Hook gelöst war, konnte ich diesmal auch den Zug zur guten linken Seitleiste durchziehen. Nun ging es ans Eingemachte! Füße hinüber bringen, eindrehen und bam! Auch die zweite Crux, zumindest der schwerste Zug davon, war geschafft.
Es verbleib nur mehr der letzte harte Zug, nämlich der Dazugreifer neben die Seitleiste. An sich handelt es sich um einen echt guten Griff. In meiner neuen Lösung passt allerdings die Postion nicht so gut und ich kann ihn zunächst nur hängend mit drei Fingern nehmen. Erst wenn ich auf "aufstellen" umgestellt habe und der Daumen dabei liegt, ist diese Stelle wirklich vorüber.
In diesem Try erwischte ich die Leiste zunächst denkbar schlecht, wie auch schon der zweite Cruxzug davor sehr sehr knapp am Abgehen war. Irgendwie konnte ich mich aber halten - fight mode war an - und intuitiv schnappte ich mit links von Seitleiste auf (normale) Mikroleiste um. Das hatte ich zuvor schon öfters beim Einzelzug-Auschecken versucht, so richtig aufgegangen war es mir aber nie.
Diesmal hielt ich mich irgendwie mit letzter Kraft und endlich konnte ich rechts den Daumen dazubringen und aufstellen. Erst jetzt war die zweite Crux vorüber.

Also weiter! Die Resttraverse hat noch einen "Kassierer", den ich auch als Einzelzug nicht leicht finde. Mental bereitete ich mich nun auf diesen vor, bzw eigentlich kletterte ich nun recht automatisiert und es lief gut. Bei besagtem Kassierer nahm ich nochmals alle Kraft zusammen und konnte auch diesen solide ins Trockene bringen. Nun bloß nicht mehr loslassen! Beim Abschlussboulder angekommen hatte ich nun aber ein ganz anderes Problem: Meine Finger waren eiskalt und gefühlslos. Als ich zum ersten Zug des Abschlussboulders ansetzte hatte ich da Gefühl die Finger würden mir aufgehen. Ich fühlte einfach nicht mehr ob ich den an sich sehr großen Griff gut in der Hand hatte. Nochmals retour, etwas nachfassen und dann setzte ich erneut mit voller Karft zum Zug an. Nun ging er sehr easy von der Hand. Nur noch ein schwerer Zug trennte mich vom Durchstieg. Dieser ist an sich kein Problem, ich habe hier echt eine gute Toehook-Lösung. Als ich aber mit rechts die Mikroleiste zu fassen bekomme habe ich null Gefühl. Zum Nachfassen bleibt diesmal keine Zeit. Nun ist es auch mit der Kraft bald vorüber.
Mit letzter Kraft und viel Verzweiflung greife ich weiter. Gefühlsmäßig falle ich bereits. Kurz bekomme ich die Zielleiste aber zu fassen, steige bzw. hupfe intuitiv nach und plötzlich befindet sich der Schwerpunkt wieder im Gleichgewichtet bzw. pendle ich stabil weiter zur guten Abschlussleiste. Es ist geschafft! Unglaublich!

Ich kann es kaum fassen und knapper hätte der letzte Zug nicht sein können. An sich hab ich immer noch das Gefühl abzugehen, wenn ich daran zurückdenke, aber ich war  wohl "lucky enough" um den Topgriff doch noch zu erreichen.

So bewahrheitete sich einmal mehr, dass die besten Versuche nur allzu oft jene sind, wo man praktisch keine Erwartungen hat. Bei "Die Schöne und das Biest" (8b, Sommerresidenz) war es ja ganz ähnlich gewesen.
Ohne (inneren) Druck klettert es ich so leicht und ich werde in Zukunft sicherlich versuchen noch mehr Fokus auf diesen mentalen Teil des Kletterns zu legen.


Sunday 12 January 2020

Das Hattrick-Wochenende

Das vergangene Wochenende war sicherlich eines der besten, wenn nicht sogar DAS beste Kletterwochende meiner bisherigen Karriere.

Angefangen hatte alles damit, dass ich eigentlich meinem Lieblingsbouldergebiet Merkenstein endlich wieder einen Besuch abstatten wollte. Über Weihnachten hatte es wetterbedingt nie gepasst und am letzten Wochenende war ich etwas kränklich, sodass ich nicht 1 1/2 Stunden Anreise in Kauf nehmen wollte, um dann vielleicht komplett unfit nach 15 min wieder das Zeug zusammenpacken zu müssen.

Abseits von Merkenstein war ich aber in den letzten Wochen bei mehreren Bouldern im Grazer Bergland sehr knapp an den Durchstieg herangerückt, sodass ich das Gefühl hatte diese eigentlich nur mehr abknipsen zu müssen. Dies waren folgende Boulder:

1) 1/2 Straßenblocktraverse nach rechts (St. Radegund/Straßenblock)...............7A+
2) Only for Hookers (Probebühne)....................................................................7A+
3) Nix für Memmen (Waldspielpark aka Gschissenes Platzl)...............................7B

So war neben Merkenstein die Motivation auch hoch mal wieder einen Durchstieg zu landen bzw. hatte ich innerlich irgendwie das Gefühl, dass ich die Muscle memory  und all das Auschecken der letzten Wochen nicht einfach für einen Merkenstein-Besuch opfern sollte (Anmerkung: ich komme derzeit nur am Wochenende zum Klettern; unter der Woche ist einfach zu viel in der Arbeit zu tun).

Nichtsdestotrotz entschied ich mich letztendlich dazu am Samstag nach Merkenstein zu schauen und sollte ich mich nicht allzu unfit fühlen, könnte ich vielleicht ja am Sonntag noch einen meiner Boulder im GBL abziehen.
Soweit so gut!
Das Wetter für Samstag war für Niederösterreich zwar nicht superklasse angesagt, aber 6°C bei starker Bewölkung sollten dennoch ok sein.
Nun, die Webcam am Samstag ließ leider nichts gutes erahnen. Die Straße erschien mancherorts feucht tlw. sogar nass, was mich doch abschreckte, zumal sich die Parameter (Luftdruck, relative Feuchte, Temperatur von 9:00 auf 10:00 Uhr nicht positiv entwickelten. Auch auf der Gumpoldskirchen-Webcam zogen nun verdammt dunkle und tiefhängende Wolken herum. Die Motivation war dahin, zumindest für Merkenstein, denn in Graz war es herrlich sonnig und angenehm warm.

Was mir bereits in den Tagen davor durch den Kopf gegeistert war, bevor ich mich letztlich für Merkenstein entschieden hatte, war ein durchaus verwegener Plan. Wieso sollte ich nicht alle drei Projekte, an denen ich so knapp dran war, an einem Wochenende abziehen!? Dann hätte ich für's nächste Wochenende den Kopf vollends frei und könnte mich falls das Wetter passt ganz auf Merkenstein konzentrieren.
So kehrte dieser Plan schnell wieder auf's Tapet retour und kurze Zeit später befand ich mich in St. Radegund.

Mein Schlachtplan war mit der Traverse kurzen Prozess zu machen, schließlich hatte ich diese als letztes probiert und war dabei beim vorangegangenen Besuch gleich zwei mal am letzten Zug heruntergefallen.
Danach würde ich noch am selben Tag zum "Nix für Memmen" schauen und dort mein Glück versuchen. Je nachdem wie lange ich für die Traverse benötigt hätte, würde ich sofort im Anschluss oder nach einer längeren Mittagspause weiterfahren.
Dann hätte ich die Nacht zum Regenerieren und müsste am Sonntag  "nur" mehr eine 7A+ klettern. "Only for Hookers" sollte auch deshalb als letztes geklettert werden, da dieser Boulder so brutal überhängt, dementsprechend aber recht gute Griffe aufweist, die ich auch noch mit Tape halten könnte.
Meine Haut war nämlich vom letzten Wochenende immer noch etwas mitgenommen.

In Radegund angekommen war es kälter als gedacht und der Straßenblock leider schon im Schatten (ca. 11:15 Uhr). Auch fühlte ich mich doch ziemlich müde. Trotzdem war ich mir sicher, dass ich zumindest diesen Boulder heute würde bezwingen können und so startete ich das Aufwärmen.
Zunächst ging auch das Aufwärmen nicht allzu leicht von der Hand aber von Zug zu Zug wurde es ein wenig besser und wenige Zeit später war ich bereit meinen ersten Go hineinzuhauen.
Ay nein, ich hatte mein Red Bull im Auto vergessen! Also kurz hinüber, dieses Ritual gehört zu meinem Kletterleben dazu. Ohne koffeiniertes Zuckerwasser kein Durchstieg! =D

Zurück beim Block schnallte ich mir die Kampfschuhe an und fühlte mich nun auch richtig gut aufgewärmt, sowohl die Muskeln als auch die Finger. Bereits der erste Zug gab mir das Zeichen, dass ich fit war und es jetzt sehr gut klappen könnte. Die ersten Meter gingen durchwegs solid und am Leistenboulder angekommen fühlte ich mich noch sehr fit. Und da war er wieder der letzte Zug. Hook setzten....fuck, verfehlt. Nochmals...yes, und jetzt mit "Schmackes" den letzten Zug herreissen. Geklappt! Perfecto!!!
Nach ca. 20 min inkl Aufwärmen packe ich nach nur einem Versuch am Straßenblock wieder meine Sachen. Optimal performed! Das war wichtig und ein gutes Vorzeichen für "Nix für Memmen".

Also gleich weiter zum Waldspielpark....dort angekommen dasselbe Bild. Ich fühle mich müde habe nun aber natürlich die positiven Vibes in mir und bin topmotiviert!
Drei Versuche hintereinander falle ich am Cruxzug. Unten hin geht es immer super solide. Das Tape am Zeigefinger wird dabei von Versuch zu Versuch immer mehr eingespart, um mehr Grip am Sloper zu haben (zunächst noch schön auf's letzte Fingerglied nach hinten getaped, dann nur mehr am 1. Glied aber noch breit, dann nur mehr halbe breite von vorhin) und plötzlich fällt mir auch wieder ein, dass ich mich beim Cruxzug hauptsächlich darauf konzentrieren muss, dass der Hook nicht sofort herausrutscht sondern drinnen bleibt bis ich den Zielgriff bereits zwischen den Fingern habe.
Der nächste Versuch ist sauknapp! Mit dem Hook hat alles gepasst, doch hatte ich den Zielgriff nicht allzu gut zu fassen bekommen, sodass ich den Auspendler nicht halten konnte.

In der Crux von "Nix für Memmen" (7B)

Nun machte ich eine etwas längere Pause. Geschätzt hatte ich noch 2-3 Versuche, dann würde die Kraft wohl nachlassen und ich würde mich einfach darauf konzentrieren, am nächsten Tag noch mein "Only for Hookers" zu punkten. Zwei 7A+ an einem WE wären ja auch ziemlich nice!
Außerdem entschied ich mich schließlich dazu das Tape nun ganz herunterzunehmen um optimalen Grip zu haben.
Der untere Teil lief gleich easy wie zuvor und beim Cruxzug angekommen fühlte ich mich deutlich stärker als in den Versuchen davor. Die Zielleiste bekam ich halbwegs gut zu fassen und beim auspendeln der Füße merkte ich, dass es klappen könnte und so war es auch. Schnell den linken Fuß wieder an die Wand und nun konnte mich nichts mehr stoppen. Wie genial! Vielleicht war das mein bester Klettertag bisher...aber es sollte ja noch weitergehen!

Mit gut gepushtem Selbstvertrauen ging es daher am nächsten Tag zur Probebühne, meinem neuen Konglomerat(!) Boulderspot, wo ich mir über Weihnachten bereits "King of the Konglo" (7A/+ First Ascent) und "Vitamin B(izeps)" (7A) holen konnte. Beides supergeile Teile.
Die beste Line aber war mit "Only for Hookers" (7A+) noch offen und sollte das Ziel für die Vollendung meines Hattrick-Wochenendes sein.

Auch hier fühlte ich mich zunächst wieder recht müde, doch ließ ich mich davon schon nicht mehr beirren. Zum Aufwärmen werkelte ich noch einmal an den Einzelpassagen herum, wobei ich mich trotz der Kälte (diesmal waren's nur 1,0°C) schon bald recht gut aufgewärmt fühlte und bereit für den ersten Try war.

Der Anfang lief halbwegs gut, wobei mir gleich zu Beginn einmal die Füße kamen, wo sie eigentlich dabei bleiben sollten. Aber egal. Nachdem ich beim großen Henkelloch für links angelangt war, fühlte ich mich schon nicht mehr ganz frisch aber die Motivation war hoch es jetzt einfach durchzuziehen. Die Spannung halten und ja, schon trennten mich nur noch zwei Züge vom Top.
Irgendwie fühlte es sich aber schon verdammt hart an und den vorletzten Griff musste ich einigermaßen unkontrolliert anschnappen. Halb so wild, da der Griff eh super ist, nur dass mir die Füße gehen und ich dermaßen einen fetten Swing bekommen würde, damit hatte ich nicht gerechnet!
Dennoch war der Wille anscheinend zu stark um hier noch loszulassen und nach dem zweiten oder dritten Swing schaffte ich es zum Glück auch wieder die Füße an die Wand zu bringen.
Nun noch ein beherzter und v.a. improvisierter Schnapper zum Top (eigentlich hatte ich immer mit links hinaufgegriffen) und yes, Durchstieg!
Hier das Video vom First Ascent:



Es hat also tatsächlich geklappt! Hattrick! Mein Hyper-Wochenende war wie geplant gelungen.
Genial!