Wednesday, 29 July 2020

Zufallstour, V- MSL (Burgstall, Mixnitz) - Statusupdate 04/2021 (inkl. Topo)

Im Sommer vergangenen Jahres habe ich ganz zufällig eine kleine, feine MSL-Route am Burgstall entdeckt, als ich mich nach neuen Sportkletter-Erschließungsmöglichkeiten umsah, bzw. hatte ich schon vor längerem eine interessante Linie an der Folterkammer gesichtet und dann auch solo von unten einzubohren begonnen (2015).
Bereits nach zwei Bolts war damals aber wieder Schluss und danach war in diesem Bereich mehrere Jahre Stillstand. Normalerweise bohre ich meine Routen immer von oben ein, d.h. ich wandere um die Wand herum und seile mich dann von oben, von einem Baum oder dergleichen, ab und setze die Bolts.

In diesem Fall war es nicht ganz so einfach, denn der Pfeiler darüber (wo auch die Route Folterkammer hinauf führt), war auch von der Rückseite her nur durch klettern zu erreichen. Von ganz oben (Burgstall-Hochfläche) abseilend würde es andererseits recht umständlich und auch schwer werden, die richtige Stelle zu finden.
Links des Pfeilers zieht sich allerdings eine recht steile Erdrinne hoch, wobei von unten nicht klar war, ob diese eine Unterbrechung (inkl. Kletterei) hat, oder man vielleicht eh recht gut auf den Pfeiler hinaufkommen könnte. Auf den ersten Blick wirkte sie aber nicht sehr einladend und daher hatte ich diese Möglichkeit nie wirklich ernsthaft ins Auge gefasst und die oben beschriebene Route eben ad acta gelegt.

Letztes Jahr war ich aber mal wieder vor Ort und die Route sprach mich dermaßen an, dass ich einfach eine Lösung finden musste, um sie einbohren zu können.
Also wagte ich einen Erkundungsversuch in der erdigen Rinne. Tja, ausrutschen sollte man nicht, aber wirklich ausgesetzt war es auch nicht und von schwer zunächst sowieso keine Rede.
Plötzlich aber war der Weiterweg versperrt durch ein kleines Wandl. Darüber war eine kleine überdachte Nische. Von dieser müsste man dann wieder kletternd weitersteigen, aber zumindest ansehen wollte ich mir den möglichen Weiterweg noch. Das kleine Wandl, bzw. eigentlich ist's eine kleine Verschneidung, war schnell hinter mir (wohl so III herum). Die Nische war nett und an der linken Begrenzung könnte man in recht leichter Kletterei unter ein Dach hineinklettern. Die Neugierde war nun geweckt und trieb mich weiter. Solang alles leicht abzuklettern ist, war es auch kein Problem.
Das Dach entpuppte sich schließlich als Durchschlupf im Fels, dahinter ging es auf einen Absatz hinunter, den ich schon zuvor links von mir erkannt hatte, den direkt zu erreichen mir aber zu riskant erschienen war. Das wirklich witzige war aber eigentlich, dass es auf der anderen Seite des Durchschlupfes auf einem niedrigem Kriechband ebenfalls recht leicht weiterging und danach sah es nach Gehgelände aus. Also wiederum weiter!
Jetzt war es zwar ein wenig ausgesetzt dafür aber der Entdeckungstrieb in mir noch viel stärker geworden und bald turnte ich an ein paar Bäumen und deren Wurzeln um die Ecke und stand im nächsten Zwischenbereich (Gehgelände). Was für eine coole und vor allem außergewöhnliche Kletterstelle! A la Opplband (Predigtstuhl-Nordkante, Wilder Kaiser, Anm.) superlight. Kurze Zeit später stand ich in der Scharte darüber und war an meinem gewünschten Ziel. Von hier aus könnte ich auf der anderen Seite zu meinem Projekt abseilen.
Aber noch etwas dachte ich mir beim Abklettern....dass diese Stelle sich sehr gut in einer MSL machen würde, wenn man denn oben einen leichten Weiterweg finden würde. Das Gelände danach sah in dieser Hinsicht durchaus vielversprechend aus und so war der Plan fix. Hier musste eine MSL-Erstbegehung her!
Zunächst wohl nur mit mobilen Sicherungsmitteln, danach - wenn es was ordentliches wäre- könnte man die Route für die Wiederholer ja einbohren.

Ein paar Wochen später war es nicht allzu schwer Stefan von meinem Plan zu überzeugen und so zogen wir los. Ziel war es sich an den natürlichen Gegebenheiten zu orientieren und möglichst den leichtesten und damit logischten Weg durch diesen Wandteil zu erklettern.
Herausgekommen ist eine - wie ich finde - sehr nette, leichte MSL, die sich durchaus sehen lassen kann. 6 Seillängen mit zwei kurzen Zwischengehgeländen, wobei das hat man im GBL eh fast überall. Für Burgstall-Verhältnisse war das Ganze letztlich auch gar nicht so kurz. Coole Sache!

Ich will euch aber nicht weiter auf die Folter spannen; hab eh schon wieder deutlich mehr geschrieben als ich wollte, also hier anbei das Topo für die Abenteurer unter euch.
 Wieso Abenteurer?  Zum Einbohren bin ich bis dato (keine Bohrmaschine, keine Edelstahl-Bolts, verletzter Fuß) noch nicht gekommen. D.h. derzeit ist noch alles selbst abzusichern, also ausreichend Keile und Friends mitnehmen! Ich bin zuversichtlich, dass die Route im Herbst eingebohrt sein wird. Dann werde ich sie auch auf bergsteigen.at mit noch mehr Drumherum veröffentlichen.

Statusupdate 24.8.2020:
Die Route ist nun eingebohrt. In zwei Punkten musste ich meine Erinnerung allerdings ein wenig revidieren. Die Verschneidung der Schlüssel-SL ist leider doch recht verwachsen. Hier werde ich bei Gelegenheit doch einmal ein wenig drüberputzen. Außerdem würde ich sie nun auch etwas schwerer einschätzen (IV --> V- oder vielleicht auch V).
Zu guter Letzt auch noch der Hinweis, dass hin und wieder auch einmal etwas locker sein kann. Da würde ich dann - wie gesagt - noch drüberputzen. Aber beherzt anreissen sollte man in MSLs ja ohnehin nicht unbedingt. Einfach im Zweifelsfall ein wenig testen!
Im übrigen noch eine kurze Bemerkung: Als ich gestern die Begehung in mein Tourenbuch eintrug, fiel mein Blick auch auf den Eintrag zu unserer Erstbegehung und anders als ich es in Erinnerung hatte, sind wir die Route nicht letzten September oder gar Oktober geklettert, sondern just exakt vor 52 Wochen, sprich eben am selben Sonntag vor einem Jahr. Ein lustiger Zufall....passend zum Namen :)


Statusupdate 04/2021:

Habe in der Verschneidung noch 2 weitere Bolts gesetzt, sodass diese nun gut abgesichert ist. Außerdem habe ich die Verschneidung ordentlich hinuntergeputzt. Ist zwar auch weiterhin ein wenig dreckig, aber nun ganz gut zu klettern. Die schwerste Stelle der Verschneidung ist dadurch deutlich einfacher geworden. Würde sie nun (wieder) nicht schwieriger als V- einstufen.
Weiterhin Vorsicht (!) allerdings beim und nach dem (rechts) Ausqueren aus der Verschneidung. Hier sind einige "Bomber"-Blöcke an der Gratkante. Diese nicht verwenden bzw. in guter, alter Alpinmanier nur "streicheln" (d.h. praktisch nur fürs Gleichgewicht verwenden, aber nicht belasten). Diese schauen aber eh genauso locker aus wie sie sind. Ein halbwegs erfahrener (Alpin-)kletterer käme wohl eh nicht auf die Idee diese zu nehmen bzw. würde er sie sicherlich antesten.

Außerdem auch noch der Hinweis, dass ich im Zuge der neuen GBL-Führererstellung auch darauf hingewiesen wurde, dass sich auch am Ausstiegsgrat einige lose Blocke befinden. Ich bin die Route dann auch nochmal geklettert und konnte es letztlich nachvollziehen, denn wenn man nicht direkt an der Kante klettert, liegt tatsächlich er der eine oder andere lose Felsblock herum. Auch hier würde ich zwar nie auf die Idee kommen, diese als Griff zu verwenden, aber am besten ist es einfach in der letzten SL nach dem ersten Bolt so nah wie möglich an der Kante zu bleiben. Ist auch am Schönsten zu klettern.


Anbei noch kurz ein paar Infos:

  • Zustieg normal zum Burgstall und auf der Forststraße unter den Wänden nach links zum Folterkammer-Pfeiler und um die Ecke. Dort einige wenige Meter (20-30m) hinauf Richtung Folterkammer-Höhle (Bitter Lotos, Quasimodo, usw.)
  • Der Einstieg befindet sich etwas unterhalb (ca. 20m) der Route Quasimodo (VIII-) bei einer kleinen Felsbrücke (Klemmblock) über eine Rinne.
  • Die Stände sind nun mit zumindest je einem Bolt ausgestattet. Zwischensicherungen sind alle vorhanden
  • Material: 8 Express-Schlingen; zumindest eine kurze und eine lange Bandschlinge.
  • Abstieg wie gehabt rechts herum und dann halt nochmal ein paar Meter von der Forststraße zurück hinauf zum Einstieg.
  • Alpinen Charakter finde ich hat die Route nun keinen mehr. Lediglich ein gewisser alpiner Touch (Linienführung, Verschneidung, tlw. unsicherer Fels) bleibt zurück. Als Einsteigerroute würde ich sie aber dennoch keinesfalls bezeichnen!


Ungefährer Verlauf --> die Elipse markiert die Verschneidung der Crux-SL

Der Durchschlupf in der 1. SL

Start in die Schlüssel-SL --> ersichtlich ist die schwere Wandstelle

Schöne letzte SL am blockigen Grat


Have fun!

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