Sunday 2 December 2018

Rumpfkraft/Körperspannung - mein Weg zum Erfolg?

Ich hatte eigentlich vor gleich mehrere Durchstiege in einen Post zusammenzufassen. Tja, sollte wohl nicht sein, aber halb so schlimm.
Im letzten Post hatte ich damit geendet, dass sich kraftmäßig auf alle Fälle etwas zusammenbraut, aber auch dass es sehr bitter wäre heuer keines meiner beiden Projekte ("Sommerresidenz" und "Stigma", Anm.) mehr durchsteigen zu können.

Nun, hier kann ich Entwarnung geben :)
Mit Stigma hat es dann doch noch geklappt. Natürlich freute ich mich sehr über diesen Durchstieg, doch sollte er geplanterweise nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu weiteren Routen sein (v.a. Bruchheinzi).
Zum Schluss waren es dann in Stigma aber eigentlich nur mehr "Pflichtversuche" von denen mir einer zum Glück den Durchstieg brachte.

Pflichtversuche deshalb, weil ich an sich schon keine Lust mehr hatte immer dasselbe zu klettern, immer problemlos bis zur Crux zu klettern, um dann entweder nicht fit genug zu sein, oder einen Move nicht genau genug auszuführen, oder vom Tritt wegzurutschen, oder einfach einen scheiß Grip auf den Auflegern zu haben und diese nicht "zumachen" zu können. Kurzum ich wusste ich war stark genug, aber es hing allzu viel von äußeren Faktoren ab. Die Crux ist alles andere als dankbar zu klettern, zumindest wenn man kraftmäßig nicht deutlich darüber steht. Ich glaub ich sollte wirklich weniger solche extremst technischen Routen klettern, wo allzu viel Präzision erforderlich ist, da verbittert man.

Aber man darf sich dennoch nicht täuschen lassen: Die Route ist schon cool und wie gesagt war ich durchaus froh, als ich sie bezwungen hatte, aber eben eher deshalb, weil ich innerlich schon lange damit abgeschlossen hatte und längst andere Sachen klettern wollte, sich dann aber alles noch so hinzog.

Darauf wollte ich dann unbedingt endlich zur Peggauer Wand schauen, doch wurde es nochmals ordentlich warm und so hangelte ich dann halt in der Bruchheinzi-Schlüsselstelle bei 20° und Sonnenschein mit langer Hose und kurz vom Hitzekollaps an den Leisten herum und war erstaunt, weil ich eigentlich dachte, dass es ein Kinderspiel sein müsste. Denkste!
Ein Motivationsboost war das folglich auch nicht gerade.

Zudem rückte ein Haufen Arbeit immer näher und ab Ende Oktober war es zu Ende mit dem Klettern unter der Woche.

Zunächst war daher der Plan unter der Woche zu trainieren und am Wochenende nach Möglichkeit draußen zu klettern.
Im Prinzip hat sich daran auch nichts geändert, nur die Art meines Trainings.
Sollte es zunächst vor allem mit Leistenhängen und dergleichen zu tun haben, entschied ich mich letztlich dazu, zumindest einmal pro Woche ein "Ausgleichstraining" unterzubringen.

Dies hatte zwei Gründe:

1. In den letzten Jahren sind meine Rückenprobleme stetig mehr geworden und betreffen mittlerweile nicht nur einzelne Bereiche sondern fangen im Lendenbereich an und gehen dann über die Brustwirbelsäule und die Schultern bis zur Halswirbelsäule. Alles knackst, alles tut weh, alles ist verspannt. So konnte es nicht weitergehen, weswegen ich bereits im Frühjahr/Sommer angefangen hatte halbwegs regelmäßig Dehnungs- und Stabilisationsübungen zu machen.
Zusammen mit der spannungsintensiven Kletterei an der Sommerresidenz musste ich Anfang September bei mehreren Testpieces im Zigeunerloch feststellen, dass ich große Fortschritte gemacht hatte, vor allem eben was Körperspannung anging und dies brachte mir auch gute Benefits fürs Klettern.
Z.B. den 1. (schweren) Zug in Kalachakra (8a+, Zigeuneloch) hatte ich 2014/15 nie halten können, immer waren mir die Füße gekommen und ich konnte den Schwung nicht abfangen. Es war halt auch ein satter Dyno.
Nun im September 2018? Statisch und ohne Probleme. Ich war überwältigt, vor allem auch, weil ich körperspannungsmäßig weiterhin weit unter meinem Potential kämpfte.
Und das führt uns zu Grund zwei:

2. Mir wurde damit eindrücklich vor Augen geführt, wie viel ich beim Klettern davon profitieren würde, wenn ich an dieser Schwäche weiterarbeite. Stärken stärken, aber vor allem Schwächen schwächen. Dem letzteren teil dieses Mantras wollte ich nun folgen. Mit der Kletterei am Wochenende würde ich ohnehin dafür sorgen, dass ich auch dem 1. Teil gerecht würde.

Ich setzte mir Ziele, an denen ich messen wollte, wie sehr ich mich verbessert habe. Ich wollte und will die Hangwaage nach diesem Winter schaffen, ich wollte und will einen Muscle-Up zusammenbringen, ich wollte und will den Handstand beherrschen.
Hatte ich mir zuvor immer gedacht wozu das Ganze, ich will doch nicht Zirkus-Tompteur werden (überspitzt formuliert), sah ich es nun als Testpieces, wie stark ich war, wie viel Körperspannung und Körperbeherrschung ich habe, usw. Das sind die Ziele, davor gibt es aber natürlich etliche Zwischenstufen, an denen ich den Erfolg besser messen kann (L-sit, Tucked front-lever, usw).

Ich beherrsche noch keines dieser Ziel, ich bin sogar noch ziemlich weit davon entfernt (außer beim Muscle-Up), aber ich weiß, dass wenn ich sie beherrsche dies ein Zeichen ist, dass ich stark bin, dass ich Schwächen aus der Welt geschafft habe, dass meine Körperhaltung besser sein wird und letztlich dass endlich diese Rückenschmerzen verschwinden oder zumindest weniger sein werden, weil meine Einseitigkeiten reduziert wurden.

Und wie schließt sich nun der Kreis zum Klettern? Wieso bin ich dermaßen motiviert, wenn ich diese Zeilen schreibe?
Weil ich schon jetzt, nach einem Monat Krafttraining (ja, wirklich Fitnessstudio, wobei hauptsächlich Calisthenics) einen unglaublichen Fortschritt merke.

Ich bin derzeit hauptsächlich am Bouldern und probiere mich gerade an der Höhlentraverse (7C+) in Peggau. Es geht richtig gut. Mir fehlt noch ein Zug, dann habe ich alle Einzelzüge beisammen. Unvorstellbar vor 3 Jahren in diesem Boulder, der dermaßen viel Körperspannung erfordert, zu bestehen. Jetzt würde ich sagen ist es nur mehr eine Frage der (kürzeren) Zeit. Sozusagen von 7A+ zu 7C+ in einem Monat.

Auf alle Fälle ist das Ganze eine Ansage an mich selbst: Das war noch nicht alles!
Und der Schluss des letzten Posts trifft auch weiterhin zu: Es braut sich was zusammen!
Wohin und wie weit die Reise gehen wird, da bin ich schon sehr gespannt.