Diese Bouldersaison war extremst geil und durch viele Höhepunkte geprägt. Ich fühlte und fühle mich super in Form und so konnte ich mir bereits im Winter einige 7A-7B Boulder abholen.
Nur, 7B war ich auch schon 2015 und 2017 gebouldert, also überschwängliche Freude ist dann trotz allem nicht ausgebrochen. Wenn ich mich dermaßen stark fühlte, wieso konnte ich dann nicht endlich mal wieder mein Limit nach oben verschieben?
Meine frühere Herangehensweise war eigentlich immer grade-skipping. Am liebsten wollte ich also auf meine 7Bs gleich 7Cs und im besten Fall den Grad 8A folgen lassen. Wohin das führte kann man sich vorstellen. Die Grade wurden nicht gefestigt und so konnte es leicht vorkommen, dass anstatt der gewünschten 7C eher die nächste 7A das Problem war.
Nun klar, beim Bouldern läuft das Ganze deutlich spezifischer ab und so kann einem eine Crimp-7C auch durchaus leichter fallen als ein 7A-Sprung. Kommt halt darauf an wo die eigenen Stärken/Schwächen liegen.
Nur muss einem irgendwann klar sein, dass dann dennoch zumindest - ich sag mal Hausnummer - jeder zweite Boulder in seinem Schwierigkeitsgrad funktionieren sollte. Und das war nicht der Fall.
So kam es, dass ich zwar die eine oder andere 7C probierte anstatt 7Bs, obwohl diese Großteils genau so wenig funktionierten. Zumindest das Ergebnis blieb dasselbe: keine Chance!
Diese Saison aber war anders! Nicht nur dass ich mir diesmal bewusst mehrere Boulder "meines" Grades ausboulderte und schlussendlich auch als ich einige 7Bs beisammen hatte, nein auch als ich schließlich doch wieder eine 7C probierte, fühlte sich das diesmal deutlich richtiger an.
Mein erstes 7C-Projekt Im Winter 2019/20 war nach dem Durchstieg von "Flow" (7B) die benachbarte "Tittenlilli". Und siehe da, es ging nicht so schlecht. Nachdem ich unten meine Beta ein wenig geändert hatte, konnte ich zunächst bis zum Standstart durchklettern und dann sogar noch 2-3 Züge darüber hinaus. Der Standstart selbst ist so im 7A/+ Bereich angesiedelt, wobei richtig schwer ist eigentlich nur ein Zug. Aber in Tittenlilli, wenn man von unten kommt, wird's mit 16 Zügen dann schon ganz schön kraftausdauerig.
So entschied ich dann irgendwann, dass ich mir diesen Boulder lieber für den Übergang zur Seilsaison aufbehalten würde, wenn ich ohnehin schon ein wenig mehr Ausdauer hätte. Mir dauerte das Ganze dann einfach schon viel zu lange und die Motivation Ausdauer aufzubauen fehlte (noch).
Im Winter war aber noch ein anderes Gebiet Ziel meiner Gelüste und zwar, wie könnte es anders sein, Merkenstein!
Hier probierte ich mich gerade an zwei 8As. Die Sinnhaftigkeit sei an dieser Stelle dahingestellt =)
Eines Tages, als ich mit der 8A für diesen Tag bereits abgeschlossen hatte, entschied ich mir als zweites und leichteres Max.-Projekt noch "Tesla" (7C) anzusehen und siehe da es ging hervorragend.
Der erste Zug des Sitzstarts, der als Crux angesehen werden kann, ging recht bald. Die anderen beiden Sitzstart Züge ließ ich daher vorerst mal weg und konzentrierte mich an diesem Tag noch auf den Standstart. Dieser kam mir für 6C allerdings knüppelhart vor, beinahe gleich schwer wie der Sitzstart-Cruxzug. Ich konnte den Standstart aber noch an diesem Tag punkten und so war ich sehr zuversichtlich den Gesamtboulder beim nächsten Besuch einfach nur abknipsen zu müssen, zumal einige auch meinen, dass es ein leichter 7C bzw. sogar nur 7B+/C Boulder ist.
Die Situation beim nächsten Besuch stellte sich aber gänzlich anders dar. Nun ging der erste Zug nur noch äußerst sporadisch, obwohl ich diesmal davor keine 8A probiert hatte und selbst wenn ich ihn hielt, war der Zug danach bzw. das Fuß-Hochstellen brachial schwer. Die nächsten 2 Besuche hatte ich zwar guten progress und konnte schließlich sogar bis in den Standstart klettern, dort ging aber alle drei mal als mir dies gelang etwas schief, sodass ich nicht zum Top gelangte.
Schlussendlich wurde es dann wirklich zu einer Kopfsache und der erste Zug ging immer schlechter, anstatt besser und letztendlich ging auch die Freude verloren.
Kein progress und keine Freude am Boulder? Keine gute Kombi, also hieß es trotz der bereits sehr vielversprechenden Versuche abbrechen und auf zu neuen Zielen!
Hier kam dann wieder ein Gebiet in heimischen Gefilden in den Fokus, welches ich im Winter entdeckt hatte. Gut, war auch nicht allzu schwer. Man sieht es nun hervorragend von der Schnellstraße (Schlag). So begann ich dort mit dem Erschließen und konnte mit einige 7A Erstbegehungen und leichteres Zeug sichern. Zum Schluss verblieb die logischte und schönste straight-up Linie, es war aber auch die schwerste, irgendwo im Bereich 7B/C. Perfekt also eigentlich.
Die Versuche liefen vielversprechend und ich hatte stets einen guten Fortschritt. Als ich dann auch für den 1. Zug (=Cruxzug) eine Lösung gefunden hatte, war klar: das geht!
Und dann kam Corona bzw. noch nicht, denn mein Projekterl konnte ich mir tatsächlich noch holen und mir damit einen neuen Grad, nämlich 7B+, erschließen. Das Manko war aber klar: es war keine 7C!
In der Corona-Zeit war dann zunächst nicht viel möglich und ich beschränkte mich auf Bouldertraversen, was zugleich den Übergang zum Seilklettern einleiten sollte. Hier hatte ich am 3.50er Block noch ein kleines feines Projekterl: die Ultratraverse, also wirklich vom einen Ende des Blocks zum anderen (d.h. Kombination aus "Living On" und "Good to be back" --> gesamt rund 55 Züge!).
Die Ausdauer baute sich langsam auf und als ich auch dieses Projekt punkten konnte, war ich superhappy über den Durchstieg und das sich die Ausdauer nun auf einem guten Startlevel für die Seilsaison befand.
Nur die ließ dank Corona weiter auf sich warten und Woche um Woche verging, sodass ich statt Seilprojekterl auch wieder neue Boulderprojekte ins Auge fasste. Das war zunächst ISO 9001, die auch nicht so schlecht klappte. War durchaus vorstellbar, wenn auch nicht mein Stil. Brachiales anheizen halt. Und das zweite Manko war, dass sie von vielen eher als 7B+ bewertet wird. An sich egal, nur ich wollte jetzt endlich meine ersehnte 7C klettern und fühlte mich bereit dafür.
An Tittelilli war zu diesem Zeitpunkt leider schon nicht mehr zu denken. Die hätte nun wirklich gut gepasst, aber Peggau war mittlerweile gesperrt und mir keine Anzeige wert. Außerdem könnte stures Handeln in der angespannten Situation dazu führen, dass Peggau vielleicht für immer wegfällt.
Naheliegend erschien es daher auch mal wieder zur Rapunzelwand zu schauen. Hier hatte ich einst mein erstes 7C-Projekt auserkoren und auch wenn ich im letzten Winter mal wieder dort war und den leistigen Anfangsboulder letztlich beiseite gelegt hatte, da er Gift für meinen (ehemals) verletzten Finger war, so könnte ich dennoch - falls sich diese Einschätzung bestätigen sollte - zumindest noch ein bisschen den zweiten Teil, welcher sich so im 6C+ Bereich abspielt, spulen.
Der erste Besuch verlief zunächst sehr vielversprechend und ich konnte eigentlich sofort wieder meinen alten highpoint vom Dezember 2014 erreichen. Das Hook-Lösen blieb aber auch weiterhin das (zu lösende) Kriterium, wobei ich auch hier Fortschritte merkte. Zunächst versuchte ich verschiedene Positionen für den linken Fuß, um möglichst kontrolliert den rechten Hook lösen zu können und bestenfalls den linken Fuß sogar an der Wand zu behalten.
Hierbei blieb es aber leider lediglich bei Ansätzen, sodass ich letztlich zur alten Variante zurückkehrte, also linken Fuß hinaussetzen, Hook kommen lassen, auspendeln und dann wieder gezielt Füße zur Wand bringen.
Dies fühlte sich recht bald sehr machbar an, auch konnte ich mich frei hängend recht gut an den beiden Leisten halten und dann die Füße wieder zur Wand bringen. Es ging also wirklich nur ums Schwung abfangen.
Allerdings merkte ich, dass dieses Ausschwingen, rein auf den kleinen Leisten hängend, alles andere als gut für meinen rechten (ehemals verletzten) Finger war. Er begann zwar noch nicht anzuschwellen, dafür war nun aber sogar wieder das ungute Knacksen im Gelenk zurückgekehrt.
Kurzum, ich wusste, dass ich die Stelle prinzipiell so auflösen könnte, doch würde das sicher noch ein, zwei, drei Tage mehr bedeuten, an denen ich meinen Finger solch hohen Belastungen aussetzen müsste. Daher war mit Blick auf die Verletzungs-Prophylaxe klar, dass ich mir entweder wieder einen anderen Boulder suchen müsste, oder hier eine neue Lösung.
Prinzipiell aber fühlte sich ja alles sehr solide an und so werkelte ich noch ein wenig herum. Unter anderem versuchte ich auch wieder eine Lösung, die ich bereits seinerzeit probiert, dann aber als zu schwer verworfen hatte. Dabei geht man mit rechts nicht auf die seltsame "Crispy-Leiste" (über der linken Seitzwick-Leiste), sondern in den Diagonalriss darüber. Dieser ist um einiges schwerer zu halten, ich erhoffte mir aber danach besser voranzukommen als in der anderen (und wohl Standard-)Lösungsvariante.
Nun, es ging! Schwierig war gar nicht so sehr das Hineinkommen in den Riss, sondern auch diesen genügend blockieren zu können, um weiterzugreifen. Aus der Position heraus funktionierte es aber immer wieder, also musste es eine Körperschwerpunkt-Geschichte sein. Das Hook-Lösen ging mit dieser Variante schließlich um Welten einfacher, dafür kam aber unerwarteter weise noch eine zweite Crux bei den eigentlich sehr guten Abschlussleisten des 7C-Teils hinzu, wo es in der Standardvariante eigentlich bereits gegessen wäre.
Dadurch dass der Diagonalriss doch deutlich höher liegt passt die Körperposition nicht so gut und man muss den linken Seitgriff praktisch herblockieren. Ich schaffte den Zug zwar einmal mit einem coolen Dropknee, aber als ich beim nächsten mal mein Glück wiederholen wollte, gelang mir das nicht mal als Einzelzug. So würde das nichts mit dem Durchstieg werden. Also wieder weiterfeilen!
Zu guter Letzt fand ich eine neue Fußposition, bei der sich der Zug halbwegs solid anfühlte, zumindest als Einzelzug.
Nun konnten die Durchstiegsversuche beginnen. Zunächst einmal war es nun aber deutlich härter als gedacht den Diagonalriss in die Weitergreif-Position zu übersetzen.
Schließlich konnte ich diesen aber einmal gut "einfädeln" und inkl. lösen des Hooks durchklettern, d.h. ich fiel beim Zug zum guten linken Abschlussgriff, aber noch vor der harten zweiten Crux.
Für diesen Tag war ich schließlich bereits zu zerstört für weitere Versuche, probierte aber nochmal den zweiten Cruxzug als Einzelzug hinzubekommen. Das wurde eine echte Herausfordeung, doch irgendwann klappte es zum Glück, sonst hätte ich vielleicht das Handtuch geworfen, wobei ehrlicherweise muss man auch sagen, dass es an diesem Tag recht warm war (~20°C). Ans Spulen der Resttraverse, war an diesem Tag nicht mehr zu denken.
So war das Fazit durchaus positiv, doch wusste ich dass es vorerst mal keinen Sinn hatte weiterzuprobieren. Ich müsste hoffen, nochmals einen etwas kühleren Tag/Tage zu erwischen.
Ein paar Tage später bot sich genau diese Gelegenheit. Ca. 15°C und trocken.
Beim Spot angekommen war ich hochmotiviert und wärmte erst mal auf. Die Erwartungshaltung war aber noch nicht allzu groß, vielmehr wollte ich diesen Tag einfach dazu nützen um einen neuen highpoint zu schaffen und abschätzen zu können, wie schwer die zweite Crux wirklich ist, wenn man bereits vom Start kommt.
Nachdem ich mich gut aufgewärmt hatte und auch die Resttraverse recht solide geklettert war, machte ich mich an den ersten Versuch.
Dieser sollte an sich nur dazu dienen die Musklen und Sehnen wieder auf die Belastung einzustimmen und der 2. und 3. try wären dann an sich die scharfen gewesen.
Wie man sich bereits denken kann lief es gut und nachdem der Hook gelöst war, konnte ich diesmal auch den Zug zur guten linken Seitleiste durchziehen. Nun ging es ans Eingemachte! Füße hinüber bringen, eindrehen und bam! Auch die zweite Crux, zumindest der schwerste Zug davon, war geschafft.
Es verbleib nur mehr der letzte harte Zug, nämlich der Dazugreifer neben die Seitleiste. An sich handelt es sich um einen echt guten Griff. In meiner neuen Lösung passt allerdings die Postion nicht so gut und ich kann ihn zunächst nur hängend mit drei Fingern nehmen. Erst wenn ich auf "aufstellen" umgestellt habe und der Daumen dabei liegt, ist diese Stelle wirklich vorüber.
In diesem Try erwischte ich die Leiste zunächst denkbar schlecht, wie auch schon der zweite Cruxzug davor sehr sehr knapp am Abgehen war. Irgendwie konnte ich mich aber halten - fight mode war an - und intuitiv schnappte ich mit links von Seitleiste auf (normale) Mikroleiste um. Das hatte ich zuvor schon öfters beim Einzelzug-Auschecken versucht, so richtig aufgegangen war es mir aber nie.
Diesmal hielt ich mich irgendwie mit letzter Kraft und endlich konnte ich rechts den Daumen dazubringen und aufstellen. Erst jetzt war die zweite Crux vorüber.
Also weiter! Die Resttraverse hat noch einen "Kassierer", den ich auch als Einzelzug nicht leicht finde. Mental bereitete ich mich nun auf diesen vor, bzw eigentlich kletterte ich nun recht automatisiert und es lief gut. Bei besagtem Kassierer nahm ich nochmals alle Kraft zusammen und konnte auch diesen solide ins Trockene bringen. Nun bloß nicht mehr loslassen! Beim Abschlussboulder angekommen hatte ich nun aber ein ganz anderes Problem: Meine Finger waren eiskalt und gefühlslos. Als ich zum ersten Zug des Abschlussboulders ansetzte hatte ich da Gefühl die Finger würden mir aufgehen. Ich fühlte einfach nicht mehr ob ich den an sich sehr großen Griff gut in der Hand hatte. Nochmals retour, etwas nachfassen und dann setzte ich erneut mit voller Karft zum Zug an. Nun ging er sehr easy von der Hand. Nur noch ein schwerer Zug trennte mich vom Durchstieg. Dieser ist an sich kein Problem, ich habe hier echt eine gute Toehook-Lösung. Als ich aber mit rechts die Mikroleiste zu fassen bekomme habe ich null Gefühl. Zum Nachfassen bleibt diesmal keine Zeit. Nun ist es auch mit der Kraft bald vorüber.
Mit letzter Kraft und viel Verzweiflung greife ich weiter. Gefühlsmäßig falle ich bereits. Kurz bekomme ich die Zielleiste aber zu fassen, steige bzw. hupfe intuitiv nach und plötzlich befindet sich der Schwerpunkt wieder im Gleichgewichtet bzw. pendle ich stabil weiter zur guten Abschlussleiste. Es ist geschafft! Unglaublich!
Ich kann es kaum fassen und knapper hätte der letzte Zug nicht sein können. An sich hab ich immer noch das Gefühl abzugehen, wenn ich daran zurückdenke, aber ich war wohl "lucky enough" um den Topgriff doch noch zu erreichen.
So bewahrheitete sich einmal mehr, dass die besten Versuche nur allzu oft jene sind, wo man praktisch keine Erwartungen hat. Bei "Die Schöne und das Biest" (8b, Sommerresidenz) war es ja ganz ähnlich gewesen.
Ohne (inneren) Druck klettert es ich so leicht und ich werde in Zukunft sicherlich versuchen noch mehr Fokus auf diesen mentalen Teil des Kletterns zu legen.
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